«Die Spieler sind sehr labil, Kleinigkeiten bringen das Mannschaftsgefüge ins Wanken.» FC-Muri-Trainer Luca Ferricchio ist nach dem Auftritt gegen Muttenz gefasst. Obwohl man drei Tore macht, sind die Freiämter weit entfernt von einem Punktgewinn. Dies, weil man sechs Tore erhält. Die dritte Pleite im vierten Saisonspiel wirft viele Fragen auf.
3:3 und plötzlich wieder Angst
Dabei begann es so gut für Muri. Nach drei Minuten konnte Jennys Hügi den ersten Eckball per Kopf im Muttenzer Tor versenken. 1:0 für Muri. Doch schon der erste Angriff nach Wiederanpfiff brachte den Ausgleich: Aus rund 18 Metern konnte Mittelfeldmotor Berkay Isiklar unbedrängt abziehen. 1:1. Zehn Minuten später kam es für Muri noch dicker: Die Zuordnung beim Eckball stimmte überhaupt nicht. Linksverteidiger Alessio De Pierro nickt ungehindert ein. 2:1 für Muttenz. Jetzt kann Muri reagieren. Drei Minuten später tut es ihm Muris Mateus Rodrigues Nunes gleich, schraubt sich nach einem Freistoss aus halbrechter Position am höchsten. Tor. 2:2.
Noch vor der Halbzeit scheint die Murianer Fussballwelt noch besser zu werden. Der pfeilschnelle Thibault Lancry entwischt der Muttenzer Abwehr und wird im Strafraum gefoult. Ernes Paden verwertet den Penalty souverän. Muri führt 3:2. Doch diese verrückte Halbzeit wird noch um ein Kapitel reicher. Die Freiämter waren mit den Gedanken wohl schon in der Pause. Die Muri-Abwehr leistet sich einen folgenschweren Fehlpass. Sofort war das Heimteam mit vier Spielern im Strafraum der Freiämter und Lukas Morger – ein Verteidiger notabene – konnte zum 3:3 ausgleichen. «Dieses Tor hat uns den ganzen Elan genommen», meint Trainer Luca Ferricchio. «Die Spieler hatten plötzlich wieder Angst und die Verunsicherung griff bei der ganzen Mannschaft um sich. Da fehlte einmal mehr die Cleverness, um mit einer Führung in die Pause zu gehen, was eine ganz andere Ausgangslage für die zweite Halbzeit gewesen wäre. Wir verhalten uns defensiv häufig sehr naiv, da wartet noch einiges an Arbeit auf mich – aber ich freue mich darauf.»
Und dann kommt nichts mehr
In der zweiten Halbzeit spielte nur noch ein Team. Die Freiämter waren kaum mehr wiederzuerkennen und die Körpersprache liess nichts Gutes erahnen. Die Fehlpassquote nahm zwischenzeitlich ein bedenkliches Ausmass an und offensiv gelang den Murianern gar nichts mehr. Der bislang punktlose SV Muttenz witterte seine Chance und liess sich nicht zweimal bitten. Mit aggressivem Vorchecking zeigten sie Muris Schwächen gnadenlos auf, Angriff um Angriff rollte auf das Gästetor zu. Im 10-Minuten-Takt (52., 61. und 72.Minute) erhöhten die Gastgeber das Resultat, und hätte Muris Torwart Maksym Parshykov nicht noch ein paar tolle Paraden auf den Platz gezaubert, hätten es am Ende gut und gern auch zehn Gegentore sein können. Jener Parshykov meinte nach der Partie: «Wir haben so viele einfache Fehler gemacht, dass es nicht verwunderlich ist, dass der Gegner zu so vielen Torchancen kommt. Keine Ahnung, woran es liegt, aber Ballverluste in der Vorwärtsbewegung sind natürlich etwas vom Gefährlichsten. Und der Gegner hat es clever gemacht.»
«Bräuchte einen Zauberstab»
Etwas kritischer zu seinem Team äusserte sich der Trainer: «Im Einsgegen-Eins verhalten wir uns oft wie Schuljungen, das passt mir überhaupt nicht und die Mannschaft weiss das auch – ich hoffe, dass sie diese Herausforderung annimmt.» Ausserdem benötige es mehr Führungsspieler, die in schwierigen Situationen Charakter zeigen und das Team mitreissen und motivieren können. «Aber so auf die Schnelle ist das recht schwierig, da bräuchte ich wohl einen Zauberstab. Wichtig ist im Moment, dass wir weniger Tore pro Spiel kassieren, um überhaupt eine Chance auf Punktgewinne zu haben.» Ob das gelingt, zeigt sich bereits am nächsten Samstag, wenn um 18 Uhr das Team aus Münsingen im Stadion Brühl aufläuft. Bis dahin sollte der FC Muri dringend an seinem Defensivverhalten und der Körpersprache arbeiten.