Steigerung bleibt unbelohnt

Der FC Muri wartet weiter auf den ersten Sieg im neuen Jahr. Nach verhaltenem Start gegen die Black Stars dreht das Team auf. Doch weil zu viele Geschenke verteilt werden, ist wiederum nichts zu holen.

«Er wird daran wachsen. Er ist noch jung.» FC-Muri-Trainer Luca Ferricchio verteidigt seinen Schützling Bryan Huber. Was ist passiert? Nachdem sich Stammgoalie Silvano Kessler bei einer Aktion am Knie verletzt hat und für die zweite Halbzeit Forfait geben muss, kommt Bryan Huber (Jahrgang 2006) zu einem unverhofften Einsatz. Doch schon die erste Szene nach Wiederanpfiff wird ihn noch ein Weilchen beschäftigen: Anstatt den Ball im Strafraum als letzter Mann wegzuhauen, vertändelt er ihn fahrlässig. Der bei Black Stars ebenfalls frisch eingewechselte Erik Rieser schiebt ungehindert zum 0:2 für die Basler ein. Ein bitterer Tiefschlag für das gesamte Team.

Reaktion nach Tiefschlag

Doch die Klosterdörfler zeigen eine erstaunliche Reaktion. Keine hängenden Köpfe, keine negative Körpersprache. Das Gegenteil war der Fall. Die Murianer drehen richtig auf, zeigen Moral und erspielen sich in der Folge ein deutliches Chancenplus. «Ich habe meiner Mannschaft in der Pause gesagt, sie solle endlich so spielen, wie sie es könne», sagt Trainer Luca Ferricchio nach dem Spiel. «Sie hat das prima umgesetzt und nicht aufgesteckt. Auf dieser zweiten Halbzeit lässt sich aufbauen. Ich glaube, es war die beste in der gesamten Rückrunde bisher.» Die Zweikämpfe im Mittelfeld werden nun intensiver ausgetragen, was zu vielen Ballgewinnen und vielversprechenden Angriffen führt.

Bekanntes Manko

Doch die Chancenauswertung bleibt auch diesmal mangelhaft. Immerhin gelingt Adilj Sejdiji nach einer Stunde der verdiente Anschlusstreffer zum 1:2 und damit wieder einmal ein Tor aus dem Spiel heraus. Er verwertet eine Hereingabe von links per Kopf und bringt die Hoffnung zurück ins Stadion Brühl. Die Gäste aus Basel schaffen es in dieser Phase nur noch selten, gefährlich vor dem Muri-Tor aufzutauchen.

Dies ganz im Gegensatz zur ersten halben Stunde des Spiels, in der sie die Murianer mit gepflegtem Kombinationsspiel und hohem Tempo zu viel Lauf- und Verteidigungsarbeit zwingen – und nach 20 Minuten verdient in Führung gehen. Gleichzeitig zeigt sich wieder das bekannte Manko der Freiämter: Man erzielt einfach zu wenig Tore. Die Chancen sind zwar da und die Gäste zeigen längst nicht mehr die souveräne Defensivleistung der ersten Halbzeit, doch offensiv will den Murianern einfach nicht viel gelingen. Und dann verträgt es eben keine Geschenke wie jenes zum 0:2.

«So wie in der zweiten Halbzeit stelle ich mir das vor», sagt Ferricchio. «Aber wir müssen das von der ersten Minute an so auf den Platz bringen, mit diesem Ehrgeiz, dieser Aggressivität und dieser Bereitschaft, alles zu geben.» Aufgegeben hat sich sein Team auf jeden Fall nicht. Denn bis zur allerletzten Sekunde versuchen die Klosterdörfler alles, um wenigstens noch den Ausgleich und damit einen wichtigen Punkt im Kampf um den Ligaerhalt zu holen. Mit aller Vehemenz drängen die Gastgeber nach vorne, selbst Torhüter Huber taucht plötzlich im Strafraum der Black Stars auf. Es gibt tumultartige Szenen im Basler Fünfmeterraum, doch der Ball findet keinen Weg ins Tor.

Entscheidung ins leere Tor

Tief in der Nachspielzeit können sich die Black Stars noch einmal aus der Umklammerung lösen, stehen nach wenigen Ballberührungen vor dem leeren Murianer Tor und können ohne Gegenwehr zum 1:3-Schlussresultat einnetzen. Da in dieser Spielrunde mit Ausnahme des FC Langenthal alle Mannschaften am Tabellenende verloren haben, beträgt der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz nun acht Punkte, noch neun Spiele sind zu bestreiten. Der FC Muri braucht also dringend ein Erfolgserlebnis. Am besten schon am Donnerstag (20 Uhr) in Thun, dort geht es gegen die U21 der Berner Oberländer. Denn irgendwann muss der FC Muri endlich zu Punkten kommen.


«Jeder muss Aufgabe erfüllen»

Wieder zeigt der FC Muri in zwei Halbzeiten unterschiedliche Gesichter. Das ist auch für Captain Simone Parente ein Rätsel. «Die erste halbe Stunde waren wir schlicht nicht da, waren nicht konzentriert, zu passiv und haben das Eins-gegen-eins nicht gesucht», beschreibt er die schwache Anfangsphase seines Teams.

Ganz anders nach der Pause: Da wollte jeder den Ball, alle zeigten den nötigen Biss. Um zu punkten, muss dies allerdings über 90 Minuten gelingen. Aber wie? Ein wirkliches Rezept hat auch der Captain nicht, sagt aber: «Jeder Einzelne muss zuerst seine Aufgabe erfüllen, das ist die Basis. Wenn das erfolgreich klappt, färbt das auf die anderen Spieler ab – so entsteht eine positive Dynamik.» Schaut man auf die Tabelle der 1. Liga, sollte dies bald passieren. Schlusslicht Muri braucht mittlerweile acht Punkte, um nicht abzusteigen. «Klar, wir sind aktuell am Tabellenende, aber wenn wir an der Leistung dieser Halbzeit anknüpfen können, werden wir bald Punkte holen», gibt sich Muris Spielführer optimistisch. Zu Recht? Zumindest die Moral stimmt bei den Klosterdörflern nach wie vor, diesen Eindruck konnte man gegen die Black Stars mitnehmen. Trotz 0:2-Rückstand drehte das Team auf, kämpfte und versuchte alles. Phasenweise war man das klar bessere Team. Aber zu Zählbarem reichte es dennoch nicht. «Wir haben uns vorgenommen, füreinander da zu sein. Wenn einer einen Fehler macht, kann er auf die anderen zählen. Nur beim Torhüter ist das dann halt ein Tor», fügt er an. Er meint damit die Szene zum 0:2, als der eben eingewechselte Bryan Huber (17 Jahre jung) den Ball vertändelte und die Basler so zum 0:2 kamen. «Aber der Goalie hat auch schon manchen Fehler von uns Spielern ausgebügelt, und Fehler passieren im Fussball.» Wenn es zu viele davon sind, steht man aber am Tabellenende.

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