«Gefühlt war es eine andere Welt damals», sagt Oliver Stöckli, als er über die 1990er-Jahre spricht. Vor knapp 30 Jahren gab der heute 48-Jährige sein Debüt in der Nationalliga A. Im Mai 1997 wurde der frühere Torhüter beim Spiel zwischen dem FC Basel und dem Grasshopper Club Zürich zur Pause für den verletzten FCB-Keeper Thomas Grüter eingewechselt. Es folgten 13 Jahre im Profifussball. Stöckli spielte neben Basel auch für Baden, St. Gallen, Winterthur, Lugano, Concordia Basel und den FC Aarau. Neben der höchsten Schweizer Liga kam er auch zu Einsätzen im UEFA- und UI-Cup.
Eine solche Karriere wäre heute undenkbar für einen Spieler, der nicht bereits im Juniorenalter in die U-Mannschaft eines grossen Vereins wechselt. Doch bei Stöckli war es anders. Er schafft als 16-Jähriger den Sprung in die erste Mannschaft des FC Muri, damals noch in der 1. Liga. «Ich wurde beim FC Muri auch Nachwuchsnationalspieler», erzählt er. Sein Debüt in Muris Fanionteam gab er unter Trainer Salvatore Andracchio, der ihn später zum FC Basel lotste.
Alle kamen zurück
Ähnlich verlief die Karriere von Aussenverteidiger Robert Huber. Heute ist der Buttwiler Dozent an der ETH. Früher war er Profifussballer beim FC Zürich und dem FC Winterthur. Auch er durchlief die Juniorenabteilungen beim FC Muri und wurde mit 16 Jahren von Salvatore Andracchio in die erste Mannschaft geholt. Auch Huber gelang aus Muri der Sprung in die Schweizer U-Nationalteams, wo der FC Zürich auf ihn aufmerksam wurde. Der dritte Spieler, der vom FC Muri den Sprung in den Schweizer Profifussball schaffte, ist Enrico Bizzotto. Er wechselte allerdings schon mit 16 Jahren im Juniorenbereich zum FC Aarau. zählt er. «Darum bin ich zu Aarau gegangen.» Von dort aus wechselte er später zum FC Luzern, mit dem er in der NLA debütierte.
Die Karrieren des Trios verliefen unterschiedlich. Während Stöckli und Huber durchgehend Profis blieben, kehrte Bizzotto nach den Stationen Luzern und Zug wieder zu Muri zurück und spielte in der 1. Liga. Dann wurde der FC Zürich auf ihn aufmerksam. Er ging zum FCZ und erlebte seine fussballerischen Hochzeiten, bis er sich im Training einen Nierenriss zuzog und seine Profikarriere damit endete. Beim FC Muri spielte er aber noch. Gemeinsam mit Salvatore Andracchio, den er als Spielertrainer zu den Klosterdörflern vermittelte.
Verbindung ist immer noch da
Auch Huber und Stöckli kehrten zum FC Muri zurück. Huber spielte zwei Jahre lang gemeinsam mit seinem Bruder Ueli für die Klosterdörfler in der 2. Liga interregional. Stöckli wurde nach seiner Karriere zuerst Torwarttrainer beim FC Basel. Danach schloss er, der heute in Althäusern wohnt und in Wohlen bei der UBS arbeitet, mit dem Profifussball ab und wirkte noch einige Jahre als Torwarttrainer bei den Murianern.
Heute ist der Bezug des Trios zum FC Muri unterschiedlich. Huber lebt und arbeitet in Zürich, weshalb er seinen Stammverein nur noch selten verfolgen kann. Er hat beim FC Unterstrass aber ein Zürcher Pendant gefunden, wo er auch als Juniorentrainer tätig ist. «Was ich am Zürcher Quartierclub besonders schätze, ist die familiäre Atmosphäre», sagte Huber vor geraumer Zeit gegenüber dieser Zeitung. «Er erinnert mich an meinen FC Muri.» Stöckli ist Mitglied des Club 50 bei den Murianern. «Ansonsten spielt aber meine Tochter Malin im Club. Ich begleite sie in die Trainings und sehe mir auch mit ihr teilweise die Spiele der ersten Mannschaft an.» Im Profifussball bleibt ihm besonders ein Spiel im Cup-Viertelfinal mit dem FC Aarau gegen den FC St. Gallen in Erinnerung. Im Elfmeterschiessen hielt er zwei Bälle und brachte den FCA in den Halbfinal. Auch ein Spiel mit Muri bleibt ihm in guter Erinnerung: »Das erste Mal in der 1. Liga. Es war etwas Besonderes, als 16-Jähriger bei den Männern aufzulaufen.» Und Bizzotto? «Als ich mit dem Fussball aufgehört habe, habe ich dieses Kapitel komplett abgeschlossen. Ich schaue kaum noch Spiele.» Eine Verbindung mit dem FC Muri ist aber da. «Es sind wunderschöne Erinnerungen. Bei Heimspielen kamen Leute teilweise nur, um mich zu sehen. Ich habe viele Freundschaften geschlossen. Dementsprechend habe ich Kollegen, die mich informieren, was beim Verein läuft.» Das Trio hat vom FC Muri aus den Sprung in den Profifussball geschafft. Der Verein hat einen besonderen Platz in ihrem Herzen.