Rund 130 Vereine gibts in Muri. Der FC ist der grösste. «Fussball tut unglaublich viel für die Integration», sagt Josef Etterlin. Er ist OK-Präsident des Jubiläums und sass lange im Gemeinderat. Auch andere Vereine anerkennen die Wichtigkeit dieses Vereins.
Am Spielfeldrand unterhalten sich die Eltern. Herkunft, Beruf, Status – alles ist egal. Ihre Kinder haben ein gemeinsames Hobby, spielen Fussball. Und damit bringen sie Menschen zusammen. Natürlich, Gleiches passiert auch in der Handball-Halle oder beim Training der Ringerstaffel. «Der FC ist nicht wichtiger als andere Vereine», sagt Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger. Vereine seien allgemein zentral für eine funktionierende Gesellschaft. Nur, der FC ist in Muri eben der grösste Verein. Mit der grössten Strahlkraft. Mit den meisten Mitgliedern. Mit einer mittlerweile 75-jährigen Geschichte. Dass dieser Verein wichtig ist für das Dorf, das stellt niemand in Abrede. «Der FC bringt die Leute zusammen», sagt Josef Etterlin. Der langjährige Gemeindeammann ist Präsident des OK, das die Jubiläumsfeierlichkeiten des Vereins organisiert. «Obwohl ich selbst nie Fussball gespielt habe», sagt er und lacht.
Diese Aussensicht macht es auch möglich, mit ihm über den gesellschaftlichen und politischen Stellenwert des Vereins zu sprechen. Etterlin weiss, dass es alle Vereine braucht, dass jeder einzelne wichtig ist. «Gerade jene, die ein Angebot für Jugendliche schaffen», betont er. Das macht auch der FC Muri – 26 Mannschaften zählt der Verein. Die Grösse der Fussballschuhe am Spielfeldrand zeigt, dass hier die Kleinsten spielen, aber auch Erwachsene und Senioren. «Mannschaftssportarten bringen der Gesellschaft viel», ist Etterlin überzeugt. Aufeinander Rücksicht nehmen, als Team funktionieren, Respekt voreinander haben, zusammen gewinnen und verlieren. «Weil Fussball auf der ganzen Welt so verbreitet ist, fühlen sich diesem Sport viele verbunden. Das spürt man. Auch in Muri», sagt Etterlin. Gerade im Bereich der Integration leiste der Verein Enormes. Und Etterlin weiss, dass im Stadion Brühl und auf den Aussenplätzen jeden Abend und an allen Wochenenden viel los sei. «Ich frage mich manchmal, wo all die Leute sonst wären. Darum ist es schön und toll, dass es den FC mit all seinen vielen engagierten Leuten gibt.»
Auch politisch hat Verein Gewicht
Dem Verein fühlen sich im Dorf viele Leute verbunden. Ob als Spielbesucher, Sponsoren oder Sympathisanten – der FC Muri bewegt. Er hat aber auch politisches Gewicht. Das zeigte sich in den 90er-Jahren beim Bau der neuen Tribüne und das zeigte sich erst recht im Verbund mit anderen Sportvereinen, der eine neue Trainingshalle lancierte, Leute mobilisierte und dafür sorgte, dass dieses Projekt mittlerweile in die Tat umgesetzt ist. Etterlin findet es gut, dass der FC mit anderen Vereinen zusammenspannt. «Die Fussballer wissen, dass sie auch schon profitierten.» Zuletzt auch mit dem Kunstrasen. Natürlich, immer leistete der Verein Arbeitsstunden, schoss eigenes Geld ein. «Sonst würde man wohl bei der nicht Fussball-affinen Bevölkerung oder bei anderen Vereinen auf wenig Verständnis stossen.»
Von Neid oder Konkurrenz wollen die anderen grossen Sportvereine im Dorf aber nichts wissen. «Unsere Beziehung war schon immer sehr freundlich, partnerschaftlich und von gegenseitigem Respekt gezeichnet», sagt Lucia Schroth, Präsidentin TV Muri Handball. Gerade mit der IG Sportvereine sei man noch näher zusammengerückt. Davon, hinter «König Fussball» anstehen zu müssen, will Schroth nichts wissen. «In unserer Region ist es eher ein Nebeneinander als ein Hintereinander», sagt sie. Sowohl beim Handball wie auch beim Fussball platzen die Vereine in Muri aus allen Nähten. Und Schroth ist überzeugt: «Gerade bei Kindern ist einfach wichtig, dass sie sich bewegen, ob Fussball oder Handball oder ein anderer Sport – das ist unwichtig.»
Nur gute Wünsche
Ähnlich tönt es bei Nicola Küng, Präsident der Ringerstaffel Freiamt. Es habe auch seine schönen Seiten, Verein einer Randsportart zu sein, findet er. Allgemein sagt Küng: «Die gesellschaftliche Bedeutung von Vereinen ist meines Erachtens viel grösser, als dies öffentlich wahrgenommen wird.» Auch er spricht von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Gleiches betont auch Lukas Bächler, Präsident des Turnvereins. Zudem sagt er: «Der FC Muri fördert die Weltsportart schlechthin in unserem Dorf. Immer wieder schaffen es Talente bis auf die nationale oder mit Alayah Pilgrim und Julia Stierli gar auf die internationale Bühne. Das ist Werbung für das schöne Klosterdorf.»
Entsprechend wünschen die anderen Sportvereine dem FC zum Jubiläum nur Gutes. «Wir wünschen alles Gute und danken für die enorm wichtige Jugendförderung, die ihr leistet», sagt Lukas Bächler. Lucia Schroth wünscht tolle Jubiläumsfeierlichkeiten. «Wo ihr das feiern könnt, was zu 75 erfolgreichen Jahren geführt hat: viele ehrenamtliche Stunden, Trainingsschweiss, Siege und Niederlagen und vieles mehr.» Nicola Küng wünscht, dass der Verein weiterhin ein fester Bestandteil der Region bleibt. Dagegen spricht auch laut Josef Etterlin nichts. «Der Verein ist verankert im Dorf, quer durch die gesamte Bevölkerung.» Quer durch drei bis sogar vier Generationen. Kinder, die Fussball spielen. Eltern, die mitfiebern. Senioren, die sich wöchentlich zur Kafi-Runde treffen, um über Fussball und Gott und die Welt zu plaudern. Auch Etterlin gehört zu dieser Gruppe. Dieser Verein sorgt an ganz vielen Enden für Kitt in der Gesellschaft, in Muri.
Text und Bild: Annemerie Keusch, der Freiämter