Zuerst Auszeit für den positiven Italo

Wer ist der neue FC-Muri-Trainer Luca Ferricchio?

Er wäre als Spieler fast beim FCWohlen gelandet. Der 40-jährige Luca Ferricchio ist jetzt der neue Trainer beim FC Muri in der 1.Liga classic. Doch aktuell braucht der frischgebackene Aufstiegstrainer erst einmal Pause in Ägypten.

Stefan Sprenger

Vor 13 Jahren wollte Luca Ferricchio seine langjährige Freundin heiraten. Alles wurde minutiös geplant. «Doch am Ort, wo wir die Trauung machen wollten, wurde vergessen, den Termin einzutragen.» Damals eine Katastrophe, heute kann Ferricchio darüber lachen. Wenige Wochen vor der Hochzeit musste innert weniger Tage eine neue Location her. Nicht einfach. Doch es ist dieser Umstand, den Ferricchio heute als «Zufallsglück» bezeichnet. Denn das Paar heiratete schliesslich im Kloster in Muri. «Es war wunderschön», sagt er.

Aufstieg vor einer Woche, jetzt mal durchatmen

Ferricchio erzählt dies am Telefon. Er weilt gerade in Hurghada in Ägypten. Er geniesst die Zeit mit seiner Frau, seine 20-jährige Tochter ist zu Hause geblieben. «Diese Auszeit war bitter nötig», sagt Ferricchio. Denn erst am letzten Wochenende stieg er mit dem FC Dübendorf in die 2. Liga interregional auf. Gegen den FC Abtwil-Engelburg spielten die Zürcher 1:1. Im Hinspiel gab es ein 3:0-Sieg für Dübendorf. «Es war eine tolle und erfolgreiche Saison, die mit dem Aufstieg endete. Aber es war auch anstrengend», sagt er.

Bevor er nach Ägypten flog, leitete er letzte Woche noch ein erstes Mal eine Trainingseinheit beim FC Muri. Und das, obwohl der offizielle Trainingsstart erst am vergangenen Montag war. «Ich wollte das Team sehen. Ich wollte nicht, dass meine erste Amtshandlung der Urlaub ist», sagt Ferricchio lachend. Beim FC Muri haben sie grösstes Verständnis, dass er eine kurze Verschnaufpause braucht, bevor er auf der Brühl Vollgas geben kann.

Was für ein sympathischer Typ dieser 40-jährige Italiener ist, zeigt sich auch in den Abschiedsworten des FC Dübendorf. Der Vorstand schreibt auf der Homepage: «Du hast uns in den letzten Jahren gezeigt, was es bedeutet, mit Leidenschaft und Engagement für den Erfolg zu kämpfen. Deine Arbeit hat uns geprägt und uns zu einer Mannschaft gemacht, die immer alles gibt. Wir werden dich vermissen.» Ferricchio sagt: «Natürlich bin ich auch ein wenig traurig, dass ich Dübendorf in der Stunde des Aufstiegs verlasse. Aber einen Traditionsverein wie den FC Muri zu trainieren, ist für mich eine Ehre, ein Schritt nach vorne, eine sehr schöne Sache.»

Ferricchio kennt das Fussballfreiamt. Aufgewachsen ist er in Menziken, heute lebt er in Dürrenäsch. Er arbeitet als Key Account beim IT-Hersteller «HP» (in Wallisellen). Früher als aktiver Fussballer kratzte er an die Tür des Profifussballs. Bei YF Juventus, Cham oder Kriens (beides Challenge League) arbeitete er nur noch in einem 40-Prozent-Pensum. Ansonsten konzentrierte er sich auf den Fussball. Zwischen 2004 und 2012 absolvierte der Verteidiger über 140 Spiele in der Challenge League.

«Wohlen ist nicht mein Lieblingsgegner»

Und dabei spielte er auch zehn Mal (!) gegen den FC Wohlen. Seine Bilanz: Sechs Pleiten, drei Unentschieden und nur ein Sieg (3:2 mit Kriens 2009) schaffte er gegen die Freiämter. «Wohlen ist sicher nicht mein Lieblingsgegner gewesen», lacht er. Vor 15 Jahren wäre er aber beinahe in den Niedermatten gelandet. Trainer Martin Rueda wollte ihn verpflichten. Ferricchio absolvierte gar ein Testspiel im FC-Wohlen-Dress. «Wir haben uns dann nicht gefunden», meint Ferricchio. In seiner Karriere hatte er auch Angebote vom FC Aarau, FC Luzern oder FC Zürich – allesamt Teams aus der Super League. Aber der ganz grosse Sprung an die nationale Spitze blieb ihm verwehrt. «Ich bin zufrieden, wie die Karriere gelaufen ist. Auch wenn ich glaube, es wäre noch eine Spur mehr dringelegen.»

Etwas, was ihm noch wichtiger ist als die verpasste grosse Profikarriere: Er sammelte viele Freunde und Bekannte dank des Fussballs. Beispiel: Mit dem FC-Wohlen-Trainer Piustand er bei Kriens 30 Mal gemeinsam auf dem Platz. Ferricchio in der Innenverteidigung, Piu im Sturm. «Piu ist ein toller Typ. Und der FC Wohlen will wieder vorne dabei sein, das ist ihr Anspruch, das werden sie in dieser Saison auch schaffen. Wir freuen uns jetzt schon riesig auf die Derbys und ich kann versprechen, wir werden kein 0:8 kassieren wie im letzten Derby.»

Von Sergio Colacino empfohlen

Bei YF Juventus und Kriens spielte er 33 Partien mit Sergio Colacino. Dem Lehrer aus Wohlen, der heute den FC Wettswil-Bonstetten trainiert. «Colacino war es auch, der mich beim FC-Muri-Präsident Michael Stadelmann empfohlen hat», sagt Ferricchio.

Für Muri ist der Fussballkenner ein Glücksfall. Mit Peach Lang und Kastriot Tafa (die während seiner aktuellen Ferienabwesenheit die Trainings leiten) besitzt der FC Muri einen starken und erfahrenen Staff. Ferricchio sagt: «Ich habe das Team in der Rückrunde ein paar mal spielen sehen, gegen Ende waren alle verunsichert. Das heisst, dass wir sicherlich auch im mentalen Bereich arbeiten müssen. Denn: Fussball spielen können sie alle. Es gilt für mich nun, aus dieser Gruppe guter Kicker ein Team zu formen, eine Einheit. Unser klares Ziel ist der Ligaerhalt.»

Und was der FC Muri unbedingt nötig hat, ist defensive Stabilität. «Da richte ich mein Augenmerk darauf», sagt der Abwehrspezialist. Vergangene Saison kassierten die Klosterdörfler 98 Gegentore in 30 Spielen. Es ist die schlechteste Defensive der gesamten Liga. Der Abstieg wäre eigentlich klar gewesen – doch dank glücklichen Umständen schafft der FC Muri am grünen Tisch den Verbleib in der 1. Liga classic.

Luca Ferricchio geniesst nun seine letzten Tage in Ägypten, bevor er dann auf der Brühl Vollgas gibt. «Ein familiärer Verein, eine tolle Infrastruktur, coole Leute. Wir wollen hier etwas Cooles auf die Beine stellen und mit unserer Spielweise hoffentlich für viel Freude bei den Zuschauern sorgen», sagt er. Zu Schluss fügt er an: «Mir gefällt Muri einfach sehr.» Und das sicherlich nicht nur, weil er hier seine Spontan-Hochzeit feierte.

Medienberichte, Verein

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