1:5 und 0:4. Die ersten beiden Ernstkämpfe des neuen Jahres waren grauenvoll. Jetzt gibt es den ersten Punkt, das erste positive Lebenszeichen. Nach dem Match hebt Trainer Luca Ferricchio das Positive hervor: «Wir sind nach einem 0:2-Rückstand zurückgekommen und haben uns diesen Punkt verdient. Es ist in unserer Lage wichtig, dass wir Moral zeigen. Nach diesem Spiel kann ich sagen: Das Team lebt.»
Kaum Torgefahr
Tatsächlich brauchten die Freiämter jede Minute auf der Uhr, um am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen. Doch für einmal wurde der kämpferische Einsatz belohnt und die Niederlage gegen den Tabellennachbarn kurz vor Schluss noch abgewendet. Lange jedoch sah es auf dem Rothrister Kunstrasen nach einer weiteren Pleite für die Murianer aus. Die ohnehin stark veränderte und nur mässig eingespielte Mannschaft leistete sich viele Fehler im Spielaufbau. Dadurch entstand so gut wie keine Torgefahr, einzig bei Eckbällen wurde es im Rothrister Strafraum vereinzelt brenzlig.
100 Sekunden, zwei Gegentore
Anders auf der Gegenseite, wo der Ball das Gehäuse schon in den ersten Spielminuten nur knapp verfehlte und Goalie Michael Wehrli des Öfteren klären musste. In der 25. Minute kann er den Rückstand aber nicht mehr abwenden. Den Freistoss aus 18 Metern fischt er zwar noch aus der Ecke, doch gegen den Nachschuss des mitgelaufenen Stürmers Kenan Heric ist der Muri-Keeper machtlos. Die Freiämter monieren dabei lautstark ein Handspiel des Schützen, doch der Schiedsrichter gibt das Tor. Offenbar war der Ärger darüber noch nicht bei allen verflogen, denn nur 100 Sekunden später zappelt der Ball wieder im Netz. Ein ungenau gespielter Querpass führt zu einem Einwurf für Rothrist in Strafraumnähe. Der Ball fliegt durch den halben Strafraum, ehe Marin Martinovic den Ball annimmt, sich dreht und das 2:0 erzielt.
Notbremse, Rot und ein Weckruf
In diesem Moment musste man sich Sorgen machen, dass Muri auseinanderfällt. Doch es kommt anders. Die bis dahin schon kämpferisch geführte Partie wird nun noch eine Spur härter und der Schiedsrichter muss vermehrt intervenieren. Auch die Pfleger der beiden Teams haben viel zu tun. Insgesamt zehn Spieler holen sich eine Verwarnung ab.
In der 40. Minute kommt es knüppeldick für Rothrist-Captain Mike Sieber. Muris Lulzim Aliu wird steil geschickt, Sieber holt ihn von den Beinen. Der Schiedsrichter bewertet das Foul zum Entsetzen der Einheimischen als Notbremse und schickt Sieber unter die Dusche. «Sicher eine harte Rote Karte», sagt Muri-Trainer Ferricchio dazu. Für sein Team dagegen ist es ein Weckruf zur richtigen Zeit. Nach einem schönen Vorstoss über mehrere Stationen kann Fidan Tafa mit einem sehenswerten Kopfball den Anschlusstreffer für Muri mit dem Pausenpfiff erzielen. «Wir müssen ruhig und geduldig bleiben», sagt Ferricchio dann in der Pause zu seinem Team. Und die Partie wurde auch zu einer Geduldsprobe. Muri hat dank der Überzahl deutlich mehr Spielanteile als noch im ersten Durchgang. Jedoch fehlt in der Offensive oft die letzte Konsequenz oder das nötige Durchsetzungsvermögen. Mehr als Torannäherungen gelingen den Gästen kaum.
Der Goalie muss raus
Bei einem Zusammenstoss mit einem Gegenspieler verletzt sich Muri-Torhüter Michael Wehrli und muss durch Bryan Huber ersetzt werden. Die Verletztenliste der Freiämter wird immer länger. Die Klosterdörfler versuchen weiterhin alles, um noch einen Punkt zu holen. Und dieses Mal werden sie belohnt. 88. Minute: Lulzim Aliu zirkelt einen Freistoss von rechts in Richtung der entfernten Torecke. Leonit Rexhaj steht alleine vor dem Tor und trifft zum 2:2.
Muri kommt in der Nachspielzeit sogar noch zu einem vielversprechenden Freistoss aus aussichtsreicher Position, doch Rafael Freitas scheitert an der Mauer der Hausherren. «Ich muss meinem Team ein Kompliment machen, auch wenn mit etwas mehr Ruhe und Cleverness sicher noch mehr möglich gewesen wäre», bilanziert Luca Ferricchio die 90 Minuten.
Es ist ein kleiner Lichtblick für den FC Muri, der fünf Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hat. Die schlechte Nachricht: Die Liste der Verletzten wird jede Woche länger – und mit Sursee (2. Rang) kommt am Sonntag ein sehr starker Gegner ins Brühl. An Herausforderungen mangelt es den Freiämtern also nicht. Ein wegweisender Frühling steht an – aufblühen ist erwünscht.
Text und Bild: Josip Lasic, Der Freiämter