Muri im Derby-Höhenflug

In der ersten Halbzeit dominiert und getroffen, im zweiten Durchgang abgeklärt die Führung verwaltet: Der FC Muri gewinnt das Derby gegen den FC Mutschellen vor 510 Zuschauern mit 1:0. Das goldene Tor erzielt Captain Michael Hohl. Die Murianer festigen damit ihre Position auf dem 2. Rang hinter dem Leader Rotkreuz – und träumen von der 1. Liga.

Captain, Siegtorschütze, bester Mann auf dem Feld: Michael Hohl vom FC Muri macht im Derby den entscheidenden Unterschied aus. Der Sieg des FC Muri gegen offensiv zu harmlose Mutscheller ist verdient.

Das Geschoss von Michael Hohl klatscht an die Latte. Von irgendwo ist eine Murianer Stimme zu hören: «Der Nächste sitzt, Michi!» Und genau so ist es. Wenig später zieht der 30-jährige Captain von der Strafraumgrenze ab. 1:0. 35. Minute. Der verdiente Lohn für den FC Muri, der im ersten Durchgang den Gegner unter Dauerdruck stellt. «Muri ist offensiv gut drauf und hat viel Qualität. Wir hatten viel zu tun in der Abwehr», sagt Mutschellen-Verteidiger Gianluca Sforza. Bei der Szene, die zum goldenen Tor führt, kommt der Abpraller von ihm. «Hohl haut dann einfach mal drauf und der Ball fällt rein», so Sforza.

Goalie Hofer dreht Däumchen

Die offensive Qualität der Murianer zeigt sich nach dieser Führung noch deutlicher. Noch vor der Halbzeit müsste das Heimteam dieses Derby eigentlich vorentscheiden. Nach einem herrlichen Vorstoss von Hohl wird Noaim Bayazi lanciert. Doch der haut die Kugel meterweit übers Gehäuse. Eine «Hundertprozentige» vergibt Miguel Ferreira kurz vor dem Seitenwechsel. Völlig freistehend ballert er vom Penaltypunkt kläglich über die Kiste von Mutschellen-Goalie Alejandro Scheifele, der alle Hände voll zu tun hatte im ersten Durchgang. Auf der anderen Seite dreht Muri-Goalie Yannick Hofer Däumchen. Wie schon beim letzten Heimspiel gegen Einsiedeln (4:0) hat er in den ersten 45 Minuten kaum Arbeit.

Das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Die wirbligen Thierry Huber und Roger Pfyl sorgen für die grösste Unruhe im Muri-Strafraum. Nach rund einer Stunde hat Mutschellen seine stärkste Phase. Huber trifft zuerst nur das Aussennetz und scheitert dann am sicheren Goalie Hofer. Die beste Mutscheller Torchance hat der eingewechselte Luca Giampà, der nach einer Coronaerkrankung noch nicht über die volle Spielzeit rankonnte. Giampà trifft aus der Distanz die Latte. «Vor dem Muri-Tor fehlte die letzte Konsequenz», resümiert Sforza (dessen Vater Ciriaco unter den 510 Zuschauern dabei war). Er fügt an: «Wenn wir das 1:1 machen, kann sich Muri wohl nicht beklagen.»

Der FC Mutschellen wehrt sich vehement gegen die Pleite und schnuppert am Ausgleich. Doch die Muri-Abwehr bleibt stabil und abgeklärt. Bis zum Ende. Siegtorschütze Hohl meint: «Wir müssten unbedingt das zweite Tor machen, dann wäre viel Druck weg. Aber Mutschellen hat auch seine Qualität und so haben wir phasenweise gewankt.» Muri wankt, fällt aber nicht. Dank Matchwinner Michael Hohl. Dieser will aber die Lorbeeren nicht einheimsen und sagt: «Wir haben als Team überzeugt, waren zweikampfstark und haben nicht viel zugelassen in der Defensive.» Und dazu hatten sie mit Anführer Hohl den besten Spieler in ihren Reihen, der den feinen, aber entscheidenden Unterschied in diesem Derby ausmacht. «Am Ende fehlten uns der Mut und ein Tor für einen Punktgewinn», sagt Mutschellens Roger Pfyl.

Im Hinspiel siegte Mutschellen 1:0 auf der Burkertsmatt. Jetzt gewinnt der FC Muri 1:0 auf der Brühl. Ein freundschaftliches Freiämter Verhältnis. «Sie hatten ihr Fest zu Hause, jetzt haben wir unseren Derbysieg auf der Brühl. Eine faire Sache», lacht Hohl, der mit dem FC Muri «möglichst lange vorne dabei sein will» und mit diesem Sieg den 2. Rang hinter Ligakrösus Rotkreuz weiter festigt.

Hohl sagt, dass er Parallelen erkennt zur Saison 2011/12, als Muri den Aufstieg in die 1. Liga feierte. Hohl war damals schon dabei. «Wir haben eine tolle Truppe, die Stimmung ist bestens. Auf dem Platz und auch daneben. Wie damals beim Aufstieg.»


«Deshalb ist es immer so ausgeglichen»

Muri gegen Mutschellen ist auch das Duell der Brüder Nico (Mutschellen) und Michael (Muri) Stadelmann. Dieses Mal behielt Michael das bessere Ende für sich. Angesprochen auf die Ziele des FC Muri für diese Saison, meint der spielende Präsident: «Wir wollen nach wie vor unter die ersten fünf Teams der Gruppe.» Lächelnd fügt er an: «Nur weil ich gegen meinen Bruder gewonnen habe, ändert das nichts an der Zielsetzung.» In dieser Saison kommt es für die Murianer wohl zu zwei «Endspielen» am Ende der Saison. Ausgerechnet in den letzten beiden Heimspielen geht es gegen die ärgsten Verfolger von Muri. Die Spiele gegen Schöftland (28. Mai) und Dietikon (11. Juni) werden wohl zu einer Art Finalissima werden.

Nicht ganz so rosig ist die Situation beim FC Mutschellen. Die Mutscheller bleiben in der hinteren Tabellenhälfte (9. Platz) stecken, mit sechs Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Das nächste Meisterschaftsspiel (am Samstag, 23. April, auf der Burkertsmatt) wird gegen Zofingen sein und von höchster Wichtigkeit für die Mutscheller. Trainer Sergio Colacino meint zum Derby: «Es war ein verdienter Sieg von Muri. Mit ein wenig Glück holen wir aber einen Punkt.»

Weiter geht es in der Cup-Qualifikation

Colacino sagt weiter: «Es gab gewisse Einschränkungen.» Luca Giampà war kürzlich an Corona erkrankt, Rinor Berisha fehlte arbeitsbedingt, Leonardo Nascimento, Stefan Furrer, Manuel Brunner, Fidan Alidemaj und Lian Iodice fehlten verletzt. «Das spürten wir natürlich. Und dann wird es schwierig gegen Muri. Die Art und Weise, wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, stimmt mich aber zuversichtlich für die restlichen Spiele.»

Muri gegen Mutschellen ist auch das Duell der beiden Freunde an der Seitenlinie. Trainer Piu und Colacino kennen sich in- und auswendig. «Deshalb sind die Spiele zwischen uns wohl auch immer so ausgeglichen», sagt Piu. Er macht seiner Mannschaft ein Kompliment. «Wir standen in der Defensive abgeklärt und zeigten offensiv, was wir können. Wir hätten einfach das zweite Tor machen müssen.»

Für beide Mannschaften stehen jetzt Spiele in der Qualifikation für den Schweizer Cup auf dem Programm. Für den FC Muri geht es morgen Mittwoch (20 Uhr) zum FC Klingnau. Der FC Mutschellen empfängt am Samstag (18.15 Uhr) den FC Kreuzlingen.

Der Freiämter – Stefan Sprenger

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