Aus dem Schlaf erwacht

Meisterschaft, 2. Liga interregional

Schöftland – Muri 1:2 (1:1)

Der FC Muri ist in der Startphase im Tiefschlaf und liegt schnell 0:1 hinten. Eine Aktion von Spielerpräsident Michael Stadelmann weckt das ganze Team auf. Muri dominiert, Muri gewinnt – und macht so dem fleissigen Sandro Streuli ein perfektes Geburtstagsgeschenk. Stefan Sprenger - Der Freiämter

Spielerpräsident Michael Stadelmann packt die Blutgrätsche aus. Oder «schottische Schere», wie es Muri-Goalie Yanick Hofer lachend nennt. Nach 30 Minuten mäht er einen Schöftler vor den Spielerbänken um. Rudelbildung, Tumulte und eine Gelbe Karte für Stadelmann. Doch die hat sich gelohnt. Die Aktion weckt das Team auf. Ab jetzt ist der FC Muri hellwach. Endlich.

In der Startphase sind die Klosterdörfler total verschlafen auf der Rütimatten. «Wieder zu viele Abspielfehler, wieder bringen wir den Gegner so perfekt ins Spiel», sagt Muri-Trainer Piu. Und wieder geraten die Murianer in Rückstand. 6. Minute: Ein Schöftler tanzt die ganze Muri-Abwehr aus. 0:1. Wie schon gegen Adliswil und Rotkreuz rennen die Murianer einem Rückstand hinterher. «Das waren allesamt geschenkte Tore. Das müssen wir unbedingt abstellen», äussert sich Piu zu den Gegentoren dieser Saison.

Muri braucht eine halbe Stunde und eine Blutgrätsche ihres Spielerpräsidenten Stadelmann, damit es erwacht und zeigt, was es eigentlich draufhat. «Endlich haben wir unseren Rhythmus gefunden. Endlich waren wir konzentriert. Endlich war die Euphorie da und wir haben uns gegenseitig damit angesteckt», so Trainer Piu.

Entscheidung zu wenig konsequent gesucht

Die Belohnung folgt kurz vor dem Seitenwechsel. Schöftlands Stürmer Kürsat Kiybar verliert in der Offensive den Ball, der Richtung Aussenlinie tendelt. «Draussen. Der ist draussen», schreit er. Doch Muris Daniele Garofalo erobert sich das Leder auf der Linie und lanciert sofort den Gegenangriff. Am Ende des Konters steht Captain Michael Hohl, der die Kugel zum 1:1 reinhämmert. «Der Ausgleich kam zu einem Super-Zeitpunkt», lässt sich Hohl zitieren.

Nach der Pause powern die Murianer weiter. Das 2:1 ist ein toll herausgespielter Treffer. Der wirblige Miguel Ferreira ist eiskalt vor der Kiste. 2:1. Muri dreht die Partie innert 10 Minuten. Danach machen es die Murianer gut, lassen nur wenig Chancen zu. Bis Spielende haben die Schöftler allerdings trotzdem zwei gute Torchancen. Muri spielt ansonsten abgeklärt, dominiert grösstenteils, doch sucht zu wenig konsequent die Entscheidung. Aus den vielen Standardsituationen wird zu wenig rausgeholt. Und auch in der Schlussphase macht man den Sack nicht zu. Yves Furrer trifft den Pfosten (89.) und Captain Michael Hohl vergibt zu lässig das 3:1 mit dem Schlusspfiff.

«Wir kommen zum dritten Mal nicht richtig aus den Startlöchern», kritisiert Muri-Goalie Yanick Hofer. «Danach haben wir aber bewiesen, dass wir ein Team sind und viel Moral haben.» Captain Hohl meint: «Es war ein schwieriges Spiel. Aber das Team hat Kampfgeist bewiesen.» Muri-Trainer Piu ist ebenfalls zufrieden nach dem schwachen Start: «In der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht, sind hinten stark gestanden und haben Schöftland den Schwung genommen. Es hat sich wieder mal gezeigt: Der Gegner ist so gut, wie wir es zulassen.»

Der 2:1-Sieg ist ein perfektes Geschenk für Mittelfeldmotor Sandro Streuli, der eine klasse Partie zeigt und an diesem Tag seinen 34. Geburtstag feiert. «Es wäre schön gewesen, hätten wir die Entscheidung geschafft. So mussten wir zittern», so Streuli. Zur verschlafenen Startphase meint er: «Wir haben uns wiederum vorgenommen, von Beginn an bereit zu sein. Wieso das wieder nicht geklappt hat, ist nur schwer zu erklären. Ich glaube, jeder Einzelne sollte sich hinterfragen.» Angesichts seines Geburtstags ist die Frage naheliegend, wie lange der gebürtige Fischbach-Gösliker Sandro Streuli denn noch Fussball spielt. Mit 34 Jahren spüre er immer mehr «kleinere Gebrechen», erzählt er. «Vermutlich ist dies meine letzte Saison.»

Streuli feiert 34. Geburtstag: «Vermutlich die letzte Saison»

Streuli kann aber sehr gut mithalten. Mehr als das. Er gehört mit den beiden Torschützen Michael Hohl und Miguel Ferreira, den Abwehrspielern Sandro Parente und Erick Ntsika sowie Goalie Yanick Hofer zu den besten Murianern in diesem Spiel. Enormes Potenzial zeigt Eduard Nikolla. Schnell, wirblig und technisch stark. Das Problem: Ihm scheint die Kugel am Fuss zu kleben. Weil er den Ball nicht – oder im falschen Moment – abspielt, gehen dem FC Muri gute Torchancen flöten. «Er hat sehr viel Qualität und ist noch jung. Wenn sich bei ihm der Knopf löst, dann wird er uns viel Freude bereiten. Er hat noch Zeit», so Trainer Piu. Das Aargauer Derby gegen Schöftland war letzten Endes ein Spiel, bei dem es keinen Schönheitspreis zu gewinnen gab. Auf dem tiefen Rasen dominierten der Kampf und die Abgeklärtheit. Und der FC Muri löste die Aufgabe gut.


Am Samstag gegen Grenchen

Am Samstag (17 Uhr) steht eine weitere Auswärtspartie für den FC Muri an. Es geht zum FC Grenchen, der in drei Spielen einen Sieg und zwei Unentschieden holte. Trainer Piu sagt: «Es wird ein ähnliches Spiel wie gegen Schöftland.» Grenchen verfügt über starke Offensivspieler und wird gegen Muri sein Glück im Konterspiel suchen. «Sie werden tief stehen und versuchen uns auszukontern.»

Für den FC Muri gilt es, den Start in eine Partie für einmal nicht zu verschlafen. Denn immer einem Rückstand hinterherzurennen ist kräftezehrend und geht nicht immer gut. «Wir machen bislang vieles richtig. Aber es gibt auch noch einiges zu verbessern», sagt Trainer Piu. Morgen Samstag (19. September, 18 Uhr) folgt dann das nächste Heimspiel gegen Ägeri.

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