In der Ewigen Tabelle der 1. Liga belegt der FC Muri Rang 85 unter 274 Vereinen. 19 Jahre waren die Klosterdörfler in dieser Spielklasse vertreten, zwölf davon während der 1980er- und 1990er-Jahre. Die grosse Zeit des Vereins begann mit einem Paukenschlag. Pünktlich zum 35-Jahr-Jubiläum im Jahr 1985 feierte der Club seinen ersten Aufstieg in die 1. Liga. Als Aargauer Meister der 2. Liga qualifizierte sich das Team für die Aufstiegsspiele gegen den FC Polizei Zürich. Das Hinspiel in Oerlikon gewannen die Murianer durch ein Tor von Spielertrainer Herbert Trochsler mit 1:0. «Wir waren bereit, körperlich wie mental», sagt Trochsler. Der Hochdorfer kam eine Saison vorher zum FC Muri. Zuvor hatte er mit dem FC Ibach in der Nationalliga B gespielt. Nach dem 2. Rang im ersten Jahr wollte er im zweiten Jahr unbedingt aufsteigen. «Ich habe mich noch stärker in die Pflicht genommen, indem ich meinen Vertrag nicht verlängert habe. Es war klar, wir steigen auf und dann gehe ich.» Trotz Hinspielsieg stand dieses Vorhaben auf der Kippe. 1500 Zuschauer sahen im Rückspiel in Muri einen Krimi. Muri lag nach 15 Minuten 0:1 hinten. Erst kurz vor Schluss verwandelte Fredy Köpke einen Penalty zum 1:1. Der Jubel unter den 1500 Anwesenden war riesengross. «Es war eine riesige Verbundenheit. Das ganze Dorf stand hinter dem Verein. So war der Erfolg machbar.» Trochsler erzählt, dass er beispielsweise einen Teil seines Trainerlohns bei der Apotheke Strebel in Muri hinterlegt hatte. «Wenn ein Spieler etwas benötigt hat, konnte ich ihn in die Apotheke schicken und er konnte das Material beziehen. Die Sportmedizin war damals nicht ansatzweise auf dem Niveau wie heute. Aber in Muri haben alle zusammengearbeitet und an einem Strang gezogen.»
Die Innerschweizer geärgert
Muri sicherte in der ersten Saison in der 1. Liga nur knapp den Klassenerhalt. Die Freiämter landeten auf dem Barrageplatz und gewannen das Entscheidungsspiel gegen Frauenfeld. Dann übernahm der ehemalige NLA-Spieler des FC Luzern, Emil Bachmann, die Mannschaft als Spielertrainer. In seinem ersten Jahr gab es mit dem Cup-Sechzehntelfinal gegen NLB-Club Winterthur ein erstes Highlight. Mit 0:5 musste man sich geschlagen geben. Bachmann sind andere Spiele in bester Erinnerung geblieben. «Die Innerschweizer Vereine wie Kriens oder Emmenbrücke haben nie gern gegen uns gespielt», erzählt er. «Sie waren meist favorisiert. Mit unserer aggressiven, aufsässigen Spielweise ist es uns aber gelungen, sie zu ärgern.» Ebenfalls in guter Erinnerung ist ein Auswärtsspiel im Tessin. «Wir konnten dort nie punkten. Also habe ich etwas ausprobiert. Ich ging mit dem Team vor dem Spiel in die Dusche und habe allen ein Gläschen Weisswein eingeschenkt. Prompt hat es für den ersten Punktgewinn gereicht», erzählt Bachmann lachend.
Abstieg im neuen Stadion
Drei Jahre hintereinander konnten sich die Freiämter mit Bachmann im Mittelfeld der Liga klassieren. Ausgerechnet in seiner letzten Saison und der ersten, die auf der neuen Brühl gespielt wurde, folgte der Abstieg. «Das schmerzt mich sehr», sagt der damalige Spielertrainer. «Vielleicht haben wir uns damals alle zu sehr auf den Bau des neuen Stadions fokussiert und zu wenig auf die erste Mannschaft», sagt Bachmann. «Der kleinere Platz auf der Otto-Wild-Stiftung vorher kam unserer Spielweise auch eher entgegen als der grosse auf der Brühl. Dieser war ein Vorteil für spielstärkere Gegner.» Zwei Jahre später gelang der Wiederaufstieg unter Spielertrainer Salvatore Andracchio. Von 1992 bis 1999 spielte Muri durchgehend in der 1. Liga. Trochsler: «Die neue Sportanlage brachte grosse Spiele nach Muri. U-Nationalmannschaften und das Frauennationalteam spielten auf der Brühl. Das verlieh dem Club eine grosse Strahlkraft. Damals war Muri eindeutig die Nummer eins im Freiamt.» Trochsler und Bachmann denken gern an ihre Muri-Zeit zurück. Trochsler: «Ich habe nur schöne Erinnerungen. Wir haben ein Team mit alten Grössen des Vereins, das sich hin und wieder trifft. Schade, dass es jetzt sportlich nicht so gut läuft.» Bachmann: «In Muri hatte ich meine schönste Zeit. So eine Kameradschaft habe ich sonst nirgendwo erlebt.» Es war auf verschiedenen Ebenen die grösste Zeit des Vereins.