Der Sonnyboy tritt ab

Der FC Muri braucht im letzten Heimspiel den Sieg, dann ist der Ligaerhalt geschafft. Für Sandro Streuli wird es nach fast 250 Spielen der letzte Auftritt auf der Brühl sein. Der Sonnyboy aus Fischbach-Göslikon wird seine Karriere beenden. Zum Abschluss soll er auf der Nichtabstiegsparty nochmals einen Song der «Backstreet Boys» singen.

Trainingslager in Marbella. Der FC Muri sitzt in einer Karaoke-Bar. Die Stimmung ist flach. Sandro Streuli zeigt sich als Party-Animator, wünscht sich den «Backstreet-Boys»- Klassiker «I Want It That Way» und legt gemeinsam mit ein paar anderen Spielern los. Dann war die Hölle los, und die Murianer mutierten zu Feierbiestern.

Die menschlichen Vorzüge von Streuli wird man beim FC Muri genauso vermissen wie seine spielerische Klasse. Der 34-Jährige begann seine Karriere beim FC Niederwil, wechselte im Juniorenalter zum FC Baden und schaffte es dort bis in die Challenge League (rund 60 Einsätze). Im Jahr 2010 will er weg von Baden. Cyrill Madörin, ein Spieler des FC Muri, lotst ihn ins Freiamt. Und hier passt es dem Defensivspieler bestens. «Hier habe ich mein Glück gefunden. In Muri hat immer alles gepasst», erklärt der 34-jährige Sandro Streuli. Beim FC Wohlen absolvierte er einst ein Probetraining. Doch es reichte nicht. Der verpassten Chance auf den Profifussball trauert er nicht nach. «Meine Karriere war perfekt, so wie sie war.»

Der Aufstieg als Highlight

In seiner ersten Saison 2010/11 folgen gleich glorreiche Zeiten. Mit Spielern wie Sergio Colacino oder Carmine Pascariello schaffen die Murianer den Aufstieg in die 1. Liga. «Geniale Menschen, sackstarke Spieler. Das war eine glänzende Saison», erzählt Streuli. Und neben dem Cupauftritt 2018 gegen den FC St. Gallen sein grösstes Highlight der Karriere.

Wenn er die letzten Partien gegen die Blue Stars (Samstag, 18 Uhr) und auswärts gegen Klingnau (Sonntag, 20. Juni, 15 Uhr) noch bestreitet, wird er 250 Partien für die runde Marke von 250 Pflichtspielen für den FC Muri erreichen. Es gab nur wenige Spieler in der Geschichte des Vereins, die solch viele Partien für die Klosterdörfler gemacht haben. Unbestritten: Streuli hat im letzten Jahrzehnt den Club geprägt wie kaum ein anderer Akteur.

«Unbedingt einen Sieg»

In diesen letzten beiden Spielen hat Streuli zwei Ziele: den Ligaerhalt und dann eine grosse Abschiedsparty. Damit Muri definitiv in der 2. Liga interregional bleibt, braucht es noch mindestens zwei Punkte. «Gegen die Blue Stars braucht es unbedingt den Sieg», sagt er. Er will zu seinem Abgang nicht nochmals einen Abstieg erleben. Wie damals 2017, als man die Klasse nicht halten konnte. Für ihn war dieser Moment «ein absoluter Tiefpunkt». Egal, wie es kommt: Streuli wird seine Karriere nach dieser Saison beenden.

Der FC Muri verliert eine Persönlichkeit und einen Leistungsträger. Von Spielerpräsident Michael Stadelmann wird er als «loyaler und humorvoller Mensch» beschrieben. Streuli verteilt jeweils die herzlichsten Umarmungen für die Mitspieler (natürlich nicht in Coronazeiten). Stadelmann meint weiter: «Selten hat in Muri ein technisch so versierter Spieler gekickt wie er. Streuli hat immer alles gegeben. Sein Abgang ist ein herber Verlust.»

Streuli, der im Einkauf bei Ochsner Sport arbeitet, hat sich den Rücktritt gut überlegt. «Ich habe lange Fussball gespielt und viel erlebt. Die Motivation sinkt mit dem zunehmenden Alter. Ich möchte nicht mehr so viel Aufwand betreiben. Und ich bin ein Typ, der mit vollem Herzen dabei sein muss. Ganz oder gar nicht.» In Zukunft will er Tennis spielen und das C-Trainerdiplom machen. Vielleicht taucht er irgendwann wieder als Trainer auf der Brühl auf? «Wer weiss», meint Streuli. «Doch zuerst möchte ich etwas Abstand gewinnen vom Fussball. Auch wenn ich überzeugt bin, dass es der richtige Entscheid ist, so werde ich die Jungs, den Verein und den Fussball sicherlich vermissen.»

Singt er nochmals die «Backstreet Boys»?

Streuli, der in Fischbach-Göslikon aufgewachsen ist, lebt mittlerweile mit seiner Freundin in Niederrohrdorf. In den letzten zwei Spielen will er sich noch einmal zerreissen für den FC Muri und den Ligaerhalt in trockene Tücher packen. Und dann zum Schluss noch einmal feiern. Gerüchten zufolge soll er nach dem letzten Spiel noch einmal den Hit der «Backstreet Boys» «I Want It That Way» zum Besten geben (müssen) und vor dem Team singen. «Ich möchte es so», heisst der Song übersetzt. Wie passend. Der blonde Sonnyboy, der gemäss Spielerpräsident Stadelmann «gut aussehend, durchtrainiert und ohne ein Gramm Fett» viele Verehrerinnen hatte, sagt Adieu auf die Art und Weise, wie es bestens zu ihm passt: Mit starken Leistungen auf dem Feld und viel Humor in der Kabine.

Stefan Sprenger – der Freiämter

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