Alarmierend sei die Situation in Muri noch nicht, erklärt Trainer Luca Ferricchio. Die Freiämter stehen zwar unter dem Abstiegsstrich, haben allerdings ein Spiel weniger auf dem Konto. Da die Tabelle eng beieinander ist, könnte sie ein Sieg in dieser Partie bis auf Rang 7 nach vorne katapultieren. «Positiv ist es aber selbstverständlich nicht. Wir sind bisher hinter unseren Erwartungen geblieben», so der Trainer. «Es muss sich jetzt jeder bewusst werden, wie schnell es gehen kann und man ist unten.»
Dabei war der Saisonstart der Murianer nicht so schlecht. Bei den Niederlagen gegen Cham II und dem Unentschieden gegen Rothrist wären mehr Punkte möglich gewesen für die Mannschaft. Im Gesamtpaket war man mit dem Sieg gegen die Old Boys Basel im Cup, den Erfolgen gegen Thalwil und Sursee und dem Remis gegen Buochs nach den ersten sechs Partien aber halbwegs im Soll. Danach folgten drei Niederlagen, ein Unentschieden und nur ein Sieg.
Die Probleme wiederholen sich
«Nach den ersten gewonnenen Spielen hat sich etwas Selbstzufriedenheit bei einigen im Team eingeschlichen. Es benötigt von jedem in der Mannschaft 100 Prozent. Gegen Goldau konnten wir das abrufen und haben gewonnen. Letztes Wochenende gegen Emmenbrücke war es nicht das Maximum bei allen. Dann reicht es nicht.»
Die Probleme, die Ferricchio anspricht, klingen vergleichbar zu denen, die Muri in der vergangenen Saison in der 1. Liga classic hatte. Am Ende resultierte es im Abstieg. «Die letzten zwei Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Die Mannschaft war stets im Abstiegskampf, hat fast jedes Wochenende verloren. Das hat sich bei einigen Spielern verinnerlicht. Jedes Gegentor führt wieder zu Unsicherheit. Es braucht sehr viele Erfolgserlebnisse, um das wegzubringen. Das war mir klar. Aber für diese Erfolgserlebnisse müssen wir etwas leisten.»
Dabei sollte seine Mannschaft durch die Verstärkungen, die im Sommer kamen, spielerisch stärker sein als im Vorjahr. Damals hat der Trainer auch bemängelt, dass er zwar Führungsspieler im Team habe, aber zu wenige. Mit Leuten wie Luigi Milicaj, Fabian Burkard oder Tihomir Grabovica, die Erfahrung in höheren Ligen haben, hat sich Muri auch in diesem Bereich verstärkt. Trotzdem wiederholen sich die Probleme. «Von den Führungsspielern kommt mir noch zu wenig. Egal ob von den Neuen, oder denen, die schon länger im Team sind. Wir haben trotz aller Verstärkungen auch viele junge Spieler in der Mannschaft. In so Spielen wie gegen Emmenbrücke brauchen diese Führung. Es sind solche Situationen, in denen ich die Anführer mehr spüren will, in denen sie laut werden müssen, Dinge ansprechen, mit Leistung vorangehen», sagt Ferricchio. «Und ja, wir sollten genug Qualität im Team haben. Das ist es, was mich wütend macht. Es ist reine Kopfsache. Ich sehe, was meine Mannschaft im Training leistet und weiss, was sie kann. Dann kommt der Spieltag und es wird nicht abgerufen.» Für den Trainer unverständlich. «Ich benötige keine Trainingsweltmeister. Dafür gibt es keine Punkte. Als Spieler sollte man am Wettkampftag Vollgas geben. Wenn man dann alles gegeben hat und der Gegner besser war, dann kann man ihm gratulieren. Aber das ‹Alles geben› hat oft gefehlt.»
Die stärkeren Teams warten
Es gilt also noch an der Einstellung zu feilen. Ausgerechnet jetzt müssen die Murianer zum Tabellenzweiten Gambarogno-Contone ins Tessin. Der Gegner hat drei Spiele in Serie gewonnen, zuletzt am Mittwoch die Nachholpartie gegen Malcantone. «Ich freue mich auf das Spiel. Gegen so einen Gegner kann man Selbstvertrauen holen», sagt Ferricchio. Die Murianer gastieren in dieser Saison zum ersten Mal im Tessin, nachdem das Spiel gegen Locarno dreimal verschoben werden musste. «Ich gehe davon aus, dass wir jetzt spielen können. Gambarogno-Contone hat einen Kunstrasen.» Nicht mit dabei sein werden Tihomir Grabovica, der immer noch verletzt ist, und Goalie Silvano Kessler. Dafür kehrt Jan Burkard nach seiner Sperre zurück. Die Kaderbreite der Klosterdörfler sollte ausreichen, um mit genug Qualität in die nächsten Spiele zu gehen. Auf Muri warten jetzt mit Teams wie Gambarogno, Zug oder Locarno die stärkeren Gegner der Gruppe bis zur Winterpause. Gegen solche Mannschaften haben die Freiämter bisher aber die besseren Leistungen gezeigt. «Mal sehen, ob wir das weiterhin können», sagt Ferricchio. «Wichtig ist in erster Linie, dass wir aus unseren Fehlern lernen und sich die Mannschaft weiterentwickelt. Aber ewig Zeit lassen können wir uns damit nicht. Irgendwann ist die Saison vorbei und dann wird abgerechnet. Dann sollten wir nach Möglichkeit nicht mehr unter dem Strich sein.»