Muris Geheimwaffe

Meisterschaft, 2. Liga interregional

Diego Zoller war auf dem Weg zum Fussballprofi. Verletzungen haben ihm Steine in den Weg gelegt. Jetzt spielt er für den FC Muri und ist eine Bereicherung fürs Team. Er spricht über seine Vergangenheit, den FC Muri und darüber, dass ihn Piu auch als Innenverteidiger aufstellen dürfte – aber nicht muss.

Endlich ist er da und kann spielen. Diego Zoller hat die erste Partie gegen den FC Unterstrass aus familiären Gründen verpasst. Gegen Zofingen war er kurz vor dem Spiel wieder da und wurde in der 83. Minute von Piu eingewechselt. Jetzt, nachdem er mit der 2. Mannschaft des FC Muri unter der Woche Spielpraxis tanken und beim 9:0-Sieg gegen Döttingen einen Treffer beisteuern konnte, sollte er einsatzbereit sein.

Doch wer ist dieser Diego Zoller, wegen dessen Absenz vor dem ersten Meisterschaftsspiel Trainer Piu bereits die ersten Sorgenfalten hatte?

An der Seite von Kevin Mbab

Wir drehen die Zeit rund drei Monate zurück. Muri bestreitet nach dem Meisterschafts-Restart das erste Spiel auswärts gegen den NK Pajde. Mit dabei: Winterneuzugang Diego Zoller. Nach etwas mehr als 20 Minuten kriegen die Klosterdörfler einen Freistoss. Bajric spielt auf Zoller. Bumm. 1:0. Erstes Pflichtspiel, erstes Tor. Der offensive Mittelfeldmann ist im Klosterdorf angekommen.

Dass er über Qualitäten verfügt, wusste man in Muri schon bei der Verpflichtung des 26-Jährigen. Er kam zwar «nur» aus der 1. Liga vom FC Kosova, hat aber eine Vergangenheit, die sich sehen lassen kann. Ausgebildet wurde er beim FC Zürich. Von den E-Junioren bis zur U21 durchläuft er den Nachwuchs des Super-League-Clubs. In den Schweizer U-Nationalteams bestreitet er rund 30 Partien, spielt unter anderem an der Seite von EM-Fahrer Kevin Mbabu. Unter seinen Gegnern ist der französische Flügelstürmer Anthony Martial von Manchester United. Er hat mit Leuten wie Nationalspieler Nico Elvedi immer noch Kontakt.

Die Frage: Was macht ein solcher Spieler beim FC Muri? Wieso spielt Diego Zoller in der 2. Liga interregional?

Beide Knie dreimal operiert

«Es war hart, als ich von der U21 des FC Zürich zum SC Cham transferiert wurde. Ich hatte Mühe damit», erzählt Diego Zoller. 2017 ist es so weit. Der damals 22-Jährige schafft den Sprung ins Fanionteam der Zürcher nicht. Stattdessen folgt der Wechsel innerhalb der 1. Liga Promotion. Grund: die Knie. «Mein Körper wollte wohl nicht, dass ich Profi werde. Oder zumindest meine Knie nicht. Ich wurde an beiden je dreimal operiert.»

Auch jetzt in Muri spürt er die Knieprobleme. «Ich habe ein bisschen Erfahrung auf höherem Niveau. Damit und mit meinen technischen Qualitäten kann ich die kaputten Knie etwas kompensieren», erzählt er lachend.

Beeindruckt von Trainer und Team

Fussballerisch beginnt für Zoller eine Odyssee durch die 1. Liga Promotion und die 1. Liga classic. Cham, Wettswil-Bonstetten, Zug 94, Kosova. Beruflich besucht der damalige Junioren-Nationalspieler ein Jahr lang die United School of Sports des Wohlers Tobias Rohner und schliesst das KV bei einem Sponsor des FC Zürich ab.

Irgendwann verschlagen Beruf und Wohnort den gebürtigen Stadtzürcher ins Freiamt. Zwei Jahre lang wohnt er in Oberwil-Lieli und arbeitet bei der «Mobiliar» in Wohlen. Dort lernt er einen Senior des FC Muri kennen und hat so einen ersten Berührungspunkt zum Verein. «Ich wollte mehr auf den Beruf setzen und fussballerisch ein bisschen zurückstecken. Die 2. Liga interregional war da eine gute Idee und Muri die perfekte Adresse.»

Mittlerweile musste Zoller feststellen, dass der Trainingsaufwand unter Piu nicht zwingend kleiner ist als in der 1. Liga. Doch das ist ihm egal. «In der 2. Liga interregional kenne ich viele Spieler. In Muri kannte ich kaum jemanden. Aber ich wurde hier so grossartig aufgenommen, dass ich mich pudelwohl fühle. Von Piu als Trainer bin ich beeindruckt, das Team hat enorm viel Qualität und ich spüre, dass grosse Erwartungen im Verein herrschen. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren.»

Sogar als Innenverteidiger gespielt

Mittlerweile arbeitet Zoller in Affoltern am Albis und wohnt in Boswil. «Das passt, es ist immer noch beides sehr nah», sagt er. Und seine Ambitionen sind gross. «Die Mitspieler lachen manchmal, wenn ich im Training sauer werde. Aber das ist okay. Die Teamchemie ist super und ich bin jetzt halt einmal so. Der Ehrgeiz ist der alte. Nur die Knie nicht», sagt er lachend und betont, dass er sich mittlerweile damit arrangiert hat, dass es ihm nicht zum Profi gereicht hat.

Für Muri ist der Transfer von Diego Zoller ein Glücksgriff. Unter anderem, weil er vielseitig ist. In seiner Karriere hat er bis auf die Torhüter-Position schon alles gespielt. «Ja, ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich in der U21 des FCZ an zwei Spielen auch in der Innenverteidigung randurfte. Ich spiele natürlich dort, wo es dem Team hilft, Auf der 10er-Position oder dem linken Flügel fühle ich mich aber am wohlsten. Und so, wie ich das verstanden habe, wurde ich unter anderem deswegen geholt, damit keine Innenverteidiger mehr im Sturm spielen müssen und ähnliche Experimente stattfinden.»

Das hat Piu beim aktuellen Kader auch nicht vor. Im Gegenteil, vor dem Unterstrass-Spiel war der Muri-Trainer in Sorge, weil ihm Zoller auf der 10 fehlt. Doch jetzt ist die Geheimwaffe da und kann morgen Samstag ab 18 Uhr dem FC Einsiedeln das Leben schwer machen.

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