Der FC Muri hat Tabellenführer Lachen/Altendorf über grosse Strecken der Partie im Griff und vergibt den Sieg innerhalb einer Minute. Ein Spiel, symptomatisch für den Saisonverlauf der Klosterdörfler.
In der 87. Minute der Partie zwischen Muri und Lachen/Altendorf hätte der Gastgeber viel dafür gegeben, dass es auch in der 2. Liga interregional einen «Video Assistant Referee» gibt. Die Gäste haben gerade auf 1:2 verkürzt und sind bereits wieder im Angriff. Simone Parente will den gegnerischen Konter unterbinden und grätscht dem Angreifer den Ball weg. Der Schiedsrichter entscheidet auf Penalty.
Bitter: Der Elfmeter war keiner. Simone Parente beteuert seine Unschuld: «Ich habe den Gegenspieler nicht getroffen, sondern den Ball gespielt.» Die Murianer zweifeln ausserdem daran, dass das vermeintliche Foul innerhalb des Strafraums gewesen sein soll. Tatsächlich: Auf Bildern ist sichtbar, dass Parente den Ball trifft – ausserhalb des 16-Meter-Raums. Der Elfmeter war eine doppelte Fehlentscheidung. Goalie Yanick Hofer ist beim Schuss von Arif Duraku am Ball dran, kann ihn aber nicht abwehren. 2:2-Ausgleich. Innerhalb einer Minute haben die Murianer zwei Gegentore kassiert und den Sieg verspielt.
Nach dem Ausgleich entsteht eine hitzige Schlussphase. Fünf Minuten Nachspielzeit, in denen beide Teams den Sieg suchen. Nach dem Schlusspfiff ist viel Wut und Frust spürbar. Trotz Penaltygeschenk an die Gäste ist bei den Freiämtern die Wut aber primär gegen sich selbst gerichtet. «Penaltyentscheid hin oder her, das ist ein Gegentor. Wir haben zwei kassiert. Die zwei Punkte muss man trotz dem Elfer nicht verspielen», sagt Captain Michael Hohl. Vize-Captain Yanick Hofer: «Verlieren wir den Ball nicht im Mittelfeld, kommt es gar nicht erst zum Zweikampf in Strafraumnähe. Das ist mir zu billig, alles auf den Penalty zu schieben.»
Die beste Halbzeit der Saison
Muri ist in der 1. Halbzeit die deutlich bessere Mannschaft. Die Klosterdörfler überzeugen, scheinen immer einen Schritt schneller als der Gegner zu sein. «Bei allem Respekt», sagt Muri-Trainer Piu. «In der ersten Hälfte habe ich nicht gesehen, wieso Lachen/Altendorf Tabellenführer ist. Das lag aber nicht an ihnen, sondern an uns.» Sein Team nutzt die Vorteile. Nach 16 Minuten lenkt Ilir Bakolli eine Flanke von Joel Trüb ins eigene Tor. Vier Minuten später erhört Daniele Garofalo auf 2:0 für Muri. Die Freiämter spielen stark weiter, haben Chancen, auf 3:0 zu erhöhen. «Das war die beste Halbzeit, seit ich hier in Muri bin», so Piu. «Ich konnte nichts aussetzen. Unser Spiel war perfekt.»
Auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten ist Muri näher an einem Torerfolg dran als die Gäste. Michael Hohl trifft mit einer Direktabnahme nur den Pfosten. Daniele Garofalo, Valentin Gashi und Yves Furrer haben ebenso aussichtsreiche Möglichkeiten. Nach einer Stunde kommt der Leader aber besser in die Partie. Im Anschluss präsentieren sich die Murianer auch in der Defensivarbeit stark, verteidigen lange sehr konsequent – bis zur 86. Minute, dem 1:2 und dem anschliessenden Penalty.
Den Ausfällen Tribut zollen
Der Muri-Trainer ärgert sich. Sein Team hat viel richtig gemacht und wurde nicht belohnt. Piu betont, dass das nicht das erste Spiel sei, wo das der Fall ist. Er wisse keine Partie, wo seine Mannschaft wirklich schlecht war. Die Bilanz nach sieben Partien lautet aber drei Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen und eine Tordifferenz von 13:13. Die Erklärung, wieso sein Team nie über 90 Minuten das volle Potenzial abrufen kann, ist schnell gefunden. Als Lachen/Altendorf in der 86. Minute zum ersten Mal trifft, haben die Schwyzer schon viermal gewechselt. Zweimal direkt nach der Pause. Piu konnte nur zwei frische Kräfte bringen. Sechs Spieler fehlen verletzungsbedingt. «Die 17-Jährigen David Tschupp und Michael Iloski wollte ich nicht in so einer Partie ins kalte Wasser werfen. Vielleicht ist meine Unsicherheit diesbezüglich schuld, aber ich will die Jungen nicht verheizen.» Am Ende fehlt dem FC Muri einfach die Kraft.
Gestern Montag sind Bruno Justino und Eduard Nikolla ins Training zurückgekehrt. Bei Loris Völker entscheidet sich am Donnerstag ob er ins Training zurückkehren kann. Muri braucht die Breite im Kader, damit nach starken Auftritten wie gegen den Tabellenführer künftig auch das Ergebnis stimmt.
Stürmer mangels Alternativen
Innenverteidiger Daniele Garofalo auf ungewohnter Position
Nirgends wird die Personalproblematik des FC Muri so deutlich wie auf der Position des Mittelstürmers. Gegen Lachen/Altendorf spielt Innenverteidiger Daniele Garofalo die gesamte Partie auf der 9er-Position. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. «Es funktioniert langsam besser im Angriff. Mein Vorteil ist, dass ich früher als Stürmer gespielt habe», bilanziert Garofalo. In der Tat. Gegen den Leader gelingt Garofalo der erste Treffer. «Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt, und will dem Team helfen», sagt Garofalo. «Meine Position ist aber schon die Abwehr. Es ist nicht immer leicht, wenn man in einem Spiel als Stürmer spielt und dann wieder in der Abwehr.» Garofalo macht seinen Job im Angriff gut. Für Muri wäre es aber besser, wenn Spieler wie Sandro Ravelli und Loris Völker wieder fit werden und im Sturm spielen. Zusätzlich hat Muri den Nordmazedonier Maid Djeladini verpflichtet. Der 27-Jährige spielte in Italien, Deutschland, Nordmazedonien und Belgien und ist jetzt in die Nähe seiner Eltern gezogen, die in Aristau leben. Für die Klosterdörfler ein Glücksfall. So kann Daniele Garofalo hoffen, bald wieder auf seiner angestammten Position zu spielen.
Der Freiämter – Josip Lasic