«Ich hoffe, es geht so richtig ab»

Meisterschaft, 1. Liga Classic

Wohlen vs. Muri

Am Samstag (17 Uhr) empfängt der FC Wohlen den FC Muri. Das Freiämter Derby sorgt im Vorfeld für viel Gesprächsstoff – und es werden Erinnerungen wach.

Es ist genau 25 Jahre her. Die letzten Derbys in der Meisterschaft zwischen Wohlen und Muri waren in der Saison 1997/98. Damals spielten beide in der 1.Liga. Am 5.Oktober 1997 war das Hinspiel. Und ausgerechnet Marco Haller, der drei Jahre zuvor vom FC Wohlen zum FC Muri wechselte, hatte sein Spiel des Lebens. Im Stadion Brühl erzielte der Defensivspieler das goldene Tor zum 1:0-Sieg der Klosterdörfler. Sein Wechsel 1994 erhitzte die Gemüter im Freiämter Fussball.

Und nun war es Haller, der für die Entscheidung sorgte vor 1250 Zuschauern.

Marco Haller, heute 54 Jahre alt und bei der Firma Planzer tätig, erinnert sich an sein wichtigstes Tor der Karriere: «Ein Corner von Wohlen.

Goalie Pavel Karpf fängt ihn ab, spielt auf Salvatore Romano. Ich bin als Abwehrspieler nach vorne gespurtet, so schnell wie noch nie. Und ich habe ihn reingemacht. Eine aussergewöhnliche Kiste», so Haller, der in Tägerig wohnhaft ist. Er fügt an: «Ich werde noch heute auf dieses Tor angesprochen.» Mittlerweile hat Haller nur noch sporadisch Kontakt zu beiden Vereinen. Ganz weg vom Fenster ist er aber nicht. Er war beim Aufstiegsspiel des FC Wohlen oder am Legendenspiel im Rahmen des Wohler Jugendfestes diesen Sommer mit dabei. «Als ich wieder auf dem Feld war, spürte ich: Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach», scherzt er.

Bilanz ausgeglichen – ausser im Schweizer Cup
Er wird am neuerlichen Freiämter Derby wieder dabei sein – erst am Spiel und dann an der Derby-Party im «Räber-Hüsli». Dort wird sein Tor, das er vor genau 25 Jahren erzielte, sicherlich wieder ein Thema sein.

«Ich hoffe, dass es auf dem Rasen so richtig abgeht. Ganz so viel Rivalität wie damals wird es sicherlich nicht mehr geben. Aber trotzdem: Es ist Wohlen gegen Muri», sagt Haller. Einen Resultat-Tipp möchte er nicht abgeben. «Ich bin neutral», sagt er lachend, sieht die Vorteile aber eher beim FC Wohlen.

Übrigens: Im Rückspiel im April 1998 siegte der FC Wohlen vor 800Zuschauern mit 1:0. Alessio Passerini erzielte das goldene Tor. Letztlich fanden im Kampf um die Vormachtstellung im Freiämter Fussball vier Derbys statt. Dabei gab es zwei Unentschieden (0:0 und 3:3) und je einen 1:0-Heimsieg. Seit dem Aufstieg Wohlens in die Challenge League 2002 gab es noch zwei Duelle im Schweizer Cup. 2004 siegte Wohlen 7:5 im Penaltyschiessen (vor 1500 Zuschauern). 2014 gewann der FCW ebenfalls (3:0, 900 Zuschauer). «Ich bin gespannt, wer sich jetzt die vorübergehende Derby-Krone krallt», sagt Marco Haller.

Die Umfrage bei Vereinslegenden, Politikern und Experten zeigt: Der FC Wohlen ist der Favorit.


«Wird negativ für Muri»

Dani Weiss, Vereinslegende FC Muri:
Ein Fussballerleben lang hielt er dem FC Muri die Treue. Daniel Weiss, 50 Jahre alt, startete einst bei den E-Junioren und erlebte während 14 Saisons im «Eis» so einiges im Stadion Brühl. Er war auch beim 1:0-Derbysieg des FC Muri in der Saison 1997/98 auf dem Platz. Weiss sagt: «Es tut mir weh, aber in der momentanen Verfassung und mit den gravierenden Abgängen wie Michael Hohl, Loris Völker und so weiter, die der FC Muri zu verkraften hatte, wird das Derby wohl negativ für Muri ausfallen. Wenn Muri die Liga halten will, müsste man unbedingt in zwei, drei 1.-Liga-taugliche Spieler investieren, sonst bleiben sie Abstiegskandidat Nummer 1. Sorry.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 3:1.»


«Wohlen muss gewinnen»

Alain Schultz, Rekordspieler FC Wohlen:
Er gehört zum FC Wohlen wie der Schaum auf das Bier. 2002 kam er erstmals als Leihgabe in die Paul-Walser-Stiftung. Nach über 300 Spielen und fast 100 Toren beendete er 2019 seine FCW-Ära und spielt nun beim FC Sarmenstorf. Der 39-Jährige – der beim Spiel und bei der anschliessenden Derby-Party dabei sein wird – sagt: «Die Voraussetzungen sind klar: Beide Teams haben sich den Saisonstart anders vorgestellt und sind nicht zufrieden. Wohlen muss gewinnen und ist der Favorit. Auch, weil sie ein bisschen mehr Qualität in der Breite des Kaders haben. Derbys haben aber ihre eigenen Gesetze und ich erwarte ein hart umkämpftes Spiel.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 2:1.»


«Es wird eine enge Kiste»

Sandro Burki, Sportchef FC Aarau:
Sandro Burki kennt den FC Wohlen gut. Erstens aufgrund der früheren Profizeiten des FCW und zweitens, weil er als Investor der «Marco Polo Hospitality Group» oft in der Region Wohlen anzutreffen ist. «Den FC Wohlen kenne ich sicher besser als den FC Muri», sagt Burki. «Das wird sich aber ändern. Ich werde in den nächsten Wochen bei den Sponsorenvereinigungen von Muri und Wohlen zu Gast sein, darauf freue ich mich sehr», so Burki. Er bleibt neutral: «Beide Teams haben einen schwierigen Saisonstart. Wohlen ist der Favorit. Und ich weiss, dass Trainer Komornicki sein Team bestens einstellen wird. Es wird eine enge Kiste.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 2:2.»


«Bei Wohlen klappt es besser»

Jean-Pierre Gallati, Landstatthalter, Gesundheitsdirektor und Regierungsrat, Wohlen:
Der Politiker Jean-Pierre Gallati ist auch Fussballfan. Und: Früher war er als Fussball-Schiedsrichter tätig. Der Wohler sagt zum bevorstehenden Freiämter Fussballderby: «Der FC Muri bräuchte auch nach dem Sieg gegen den FC Schötz weitere Punkte, um den Anschluss zu halten. Da kommt ein enges und umkämpftes Derby gerade recht. Vor allem hat der FC Muri Mühe, Tore zu schiessen. Beim FC Wohlen klappt das etwas besser – vor allem gegen den FC Emmenbrücke. Deshalb wird es eine spannende Begegnung – mit dem glücklicheren Ende für den FC Wohlen.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 3:1.»


«Es soll ein Fussballfest sein»

Ciriaco Sforza, Ex-Nationalspieler, Wohlen:
Ciriaco Sforza, deutscher Meister mit Kaiserlautern und Bayern München, Champions-League-Sieger, Captain der Nationalmannschaft – und mittlerweile Trainer (zuletzt beim FC Basel). Der 52-Jährige, der beim FC Wohlen seine Karriere startete, sagt: «Derbys sind immer etwas Spezielles, egal, wie die Tabelle aussieht. Mit Emotionen, Fairness, einer guten Einstellung und einer Mentalität, bei der man alles geben will, wird sich auch in diesem Freiämter Derby sicherlich ein interessantes Spiel entwickeln. Und es soll auch ein Fussballfest sein, an dem der FC Wohlen, der FC Muri und alle Fans beteiligt sind. Das ist mein Wunsch.»
Sforza verzichtet auf einen Tipp.


«Derby heisst ja Melone»

Urs Bächer, Vereinslegende FC Wohlen:
1960 geboren, kommt der Sohn des ehemaligen FC-Wohlen-Goalies Willy Bächer früh mit dem Fussball in Berührung. Im Alter von fünf Jahren rennt er dem Ball schon hinterher. Beim FC Wohlen war Urs Bächer jahrelang Spieler der ersten Mannschaft. Nach der aktiven Karriere war er beim FCW als Vorstandsmitglied, Sportchef, Chef der U23-Auswahl, Geschäftsführer und Leiter der Sportkommission tätig. Der 62-Jährige verfolgt den FC Wohlen nach wie vor eng. Er sagt: «Die reifere Equipe wird dieses Derby gewinnen. Bekanntlich heisst Derby aus dem Englischen übersetzt Melone, welche der Familie der Kürbisgewächse zugeordnet wird. Um den Reifegrad zu überprüfen, klopft man dieser einfach auf den Bauch. Tönt sie hohl, ist sie reif, erklingt der Ton dumpf, sollte man sie besser noch im Boden lassen. Die Quintessenz aus diesem kleinen Exkurs in die Botanik lässt also nur einen Schluss zu. Der FC Wohlen tönt ein klein wenig hohler und Muri steckt noch tief im Boden.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 3:0.»


«Jedes Argument ein Tor»

Hampi Budmiger, Gemeindepräsident Muri:
Hampi Budmiger ist natürlich auch ein Sportfan. Er sagt: «Für den FC Muri spielte sich in Wohlen bereits im vergangenen August mit dem Cup-Match gegen den FC Winterthur ein absolutes Highlight ab. Nun folgt das Derby, das uns schon unzählige Geschichten und unvergessliche Momente beschert hat. Matches gegen einen Nachbarn, Konkurrenten und auch eine befreundete Truppe sind immer wieder etwas Spezielles – egal ob für die Spieler, Betreuer oder Fans. Die Muri-Elf kann das Spiel mit Rückenwind und der Unterstützung der ganzen Gemeinde angehen und den etwas durchzogenen Saisonstart hoffentlich hinter sich lassen. Der Rückenwind kommt von der aktuell laufenden Gewerbeausstellung, vom Kunstrasen, der kurz vor seiner Vollendung steht, und vom klösterlichen Geist, der im Jahr 2027 das 1000-Jahr-Jubiläum feiert. Für jedes vorgenannte Rückenwind-Argument ein Tor. Gepaart mit einer bestechlich gut aufgestellten Verteidigung führt das zu meinem zuversichtlichen Tipp: Wohlen – Muri 0:3.»


«Wohlen nutzt den Heimvorteil»

Arsène Perroud, Gemeindeammann Wohlen:
Arsène Perroud ist natürlich stolz auf den Fussballverein im Dorf mit der grossen und langjährigen Tradition. Sein Votum über das bevorstehende Freiämter Fussballderby zwischen dem FC Wohlen und dem FC Muri: «Das Wohler Terrain kennen die Gäste aus dem Klosterdorf noch vom Match im Schweizer Cup gegen Winterthur. Für den FC Muri war Wohlen gerne Gastgeber. Das ist gelebte bezirksübergreifende Solidarität der Freiämter Regionalzentren. Und obwohl es eine Cup-Niederlage absetzte, wird der FC Muri das Spiel in den Niedermatten in guter Erinnerung haben und er wird mit positiven Gefühlen nach Wohlen reisen. Trotz aller Gastfreundschaft, es wird nicht reichen, der FC Wohlen wird seinen Heimvorteil nutzen. Der bessere Saisonstart der Unterfreiämter findet auch im Derby seine Fortführung. Aber beflügelt von der Aussicht auf die anschliessende Derby-Party nach dem Spiel im ‹Räber-Hüsli› werden beide Freiämter Mannschaften ein spannendes Derby bieten.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 4:2.»


«Muris goldener Oktober»

Hans Hübscher, Vereinsdinosaurier FC Muri:
Hans Hübscher (links) ist seit 1967 beim FC Muri tätig. Er spielte bereits im Juniorenalter für die 1. Mannschaft. Mit 28 Jahren übernahm er bereits das Präsidentenamt bei den Murianern und hatte es für sechs Jahre inne. Nach seiner Zeit als Präsident war er für die Klosterdörfler als Trainer, Assistenztrainer und in diversen weiteren Ämtern tätig. So war er einer der führenden Köpfe beim Bau der Sportanlage Brühl und übernahm auch immer wieder zahlreiche organisatorische Tätigkeiten. Hübscher ist ein wahrer Vereinsdinosaurier beim FC Muri. Seine Einschätzung vor dem Derby: «Der Sieg letzten Sonntag gegen Schötz mit einem Murianer Chancenplus leitet Muris goldenen Oktober ein. Bei Wohlen gehts bergauf und bergab. Gegen Muri ist wieder eine Talfahrt angesagt. Wohlen hat dieses Jahr ja sowieso mehr Lust auf den Cup. Sollte es anders kommen, so spende ich meinem Namensvetter (siehe rechts, Anm. der Red.) in seiner Ferienresidenz im Tessin ein feines Nachtessen. Mein Tipp: Wohlen – Muri 2:3


«Werde die Wette gewinnen»

Hans Hübscher, Vereinsdinosaurier FC Wohlen:
Hans Hübscher (rechts) vom FC Wohlen ist Ehrenpräsident der FCW-Donatorenvereinigung und Ehrenmitglied. In den vergangenen Jahrzehnten stellte er sich stets in den Dienst des FC Wohlen und war besonders bei der Sponsorensuche aktiv (und erfolgreich). Hübscher, seit 50 Jahren FC-Wohlen-Fan, sagt zum Derby: «Ich wünsche dem sympathischen FC Muri als Aufsteigermannschaft mit Trainer Piu viel Erfolg und Punkte in der laufenden Saison. Leider ist das im Derby aber kaum möglich. Die Wohler werden sich in einem umkämpften, aber fairen Spiel durchsetzen. Nach den vielen unnötigen Pleiten in den letzten Spielen und dem wichtigen Sieg gegen Emmenbrücke wird der FC Wohlen mit einer disziplinierten und kämpferischen Leistung auch Muri besiegen. Siegt doch der FC Muri, dann spendiere ich den Murianern einen Matchball, den ich meinem Namensvetter Hans Hübscher übergebe, verbunden mit einem Nachtessen in Muri. Ich glaube aber, ich werde diese Wette gewinnen.
Mein Tipp: Wohlen – Muri 2:0.»

Der Freiämter – Stefan Sprenger

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