Kurz nach Spielschluss dröhnten satte Bässe aus den Katakomben und das laute Gejohle erinnerte stark an eine Meisterfeier – was war passiert? Der FC Muri hatte eine schon fast verloren geglaubte Partie noch gedreht und zum zweiten Mal in dieser Saison ein Spiel gewonnen. Entsprechend lautstark fiel der Jubel aus und man hörte förmlich die Steine von den Herzen der Verantwortlichen fallen. «Das war ein verdienter Sieg. Endlich haben wir uns einmal für unsere Leistung belohnt», freute sich ein sichtlich erleichterter FC-Muri-Trainer Piu. Auch Captain Miguel Ferreira war superhappy: «Dieser Sieg wird ein Feuer in der Mannschaft entfachen. Wir machen schon seit einigen Wochen vieles richtig auf dem Platz, und irgendwann musste einfach die Belohnung kommen.»
Ungewohnte, aber wirksame Pausenansprache
Allerdings sah es auch diesmal lange Zeit nicht so aus, als ob Muri als Sieger vom Platz gehen würde. Die erste Halbzeit war wenig ansehnlich und von vielen Zweikämpfen geprägt, ein richtiger Spielfluss wollte nicht aufkommen. Dies, obwohl das Heimteam auf den Kunstrasen ausgewichen war, um seine technischen Stärken noch besser ausspielen zu können. Davon war in den ersten 45 Minuten jedoch wenig zu sehen. Der Startviertelstunde konnten gar die Berner Gäste ihren Stempel aufdrücken und sich mehrere Chancen erarbeiten. Doch im Abschluss agierten sie zu ungenau oder überhastet. Auch bei den Murianer Offensivbemühungen fehlte die Präzision und die Stürmer standen abermals im Offside. Am gefährlichsten waren da noch die Schüsse aus der zweiten Reihe – sowohl Zoller als auch Ferreira kurz vor der Pause scheiterten aber jeweils knapp.
Die Pausenansprache der Coaches erfolgte dann ungewohnterweise auf dem Rasen, während die Zuschauer den Sportplatz verliessen, um sich in der etwas weiter entfernten Festbeiz zu verköstigen. Offenbar hatte Trainer Piu die richtigen Worte gefunden, und langsam, aber sicher konnte sich das Heimteam ein Chancenplus erarbeiten. Das Murianer Spiel war jetzt präziser und auch in der Offensive deutlich konsequenter. Chancen waren da, doch ein Tor wollte noch nicht fallen. Und dann kam er doch noch, der viel zitierte individuelle Fehler: Ein grober Schnitzer im Spielaufbau ermöglichte es den Könizern in der 67. Minute, allein auf Muri-Keeper Yanick Hofer loszuziehen. Stürmer Lukarov brachte seine Farben mit 1:0 in Führung. Nicht schon wieder, war man geneigt zu sagen, doch die Moral der Klosterdörf ler war ungebrochen. «Genau das ist es, was ich von meiner Mannschaft immer verlange: Nicht aufgeben, solange noch genügend Zeit da ist, um ein Tor zu schiessen. Und das hat sie heute wieder einmal super umgesetzt – Kompliment», meint Trainer Piu.
Nächster Gegner: Delémont
Mit noch aggressiverem Anlaufen und viel Biss in den Zweikämpfen stemmten sich seine Spieler gegen die drohende Niederlage und kreierten sich in der Folge mehrere gute Abschlussmöglichkeiten. Die Kräfte bei den Könizern schwanden im Minutentakt. Zehn Minuten vor Spielende wurde das Heimteam dann für seinen grossen Aufwand belohnt: Nach einer schönen Kombination über links stand Diego Zoller bei der Flanke goldrichtig und konnte per Kopf den verdienten Ausgleich erzielen. Der Torjubel fiel allerdings bescheiden aus. Vielmehr zeigten die Reaktionen der Spieler, dass man noch mehr wollte. Die Piu-Elf hatte Lunte gerochen und ging nun ab wie die Feuerwehr. Dem hatten die Gäste nicht mehr viel entgegenzusetzen, deshalb kannten die Angriffswellen auch in der Schlussphase nur eine Richtung. Und als der Schiedsrichter drei Minuten nach dem Ausgleich einen Zweikampf im Könizer Strafraum als Foul taxierte, übernahm Ernes Paden die Verantwortung und bescherte dem FC Muri mit seinem sicher verwandelten Elfmeter den zweiten, vielumjubelten Saisonsieg.
Für die Murianer geht es am nächsten Sonntag (14.30 Uhr) weiter. Und es ist eine sehr schwierige Aufgabe: Auswärts trifft man auf Leader Delémont.
Der Freiämter – Patrick Fischer