Gut gekämpft und doch verloren

Wie schon letzte Saison gibt es im idyllischen Münsingen eine bittere Pleite für den FC Muri. Nach der dritten Niederlage in Serie brauchen die Murianer dringend ein Erfolgserlebnis, um den Anschluss in der Tabelle und den Glauben an den Ligaerhalt nicht zu verlieren.

«Die Effizienz, die Münsingen in dieser Partie gezeigt hat, fehlt uns aktuell», sagt FC-Muri-Trainer Luca Ferricchio. Aus den wenigen Chancen, die sich die Berner erarbeiten können, macht der Gastgeber eiskalt drei Tore. Das erste dieser drei Gegentore fällt – wie schon oft in dieser Saison – zu einem für Muri gänzlich ungünstigen Zeitpunkt. Nämlich kurz vor der Pause. Und dies, nachdem die Murianer bis zu jenem Moment eigentlich solide in der Abwehr standen. Nach einem Sololauf am rechten Flügel wird im Strafraum Münsingens Offensivspieler Floran Ajeti vergessen. Er fackelt nicht lange, bezwingt mit einem Schuss in die weite Ecke den Murianer Goalie Bryan Huber zum 1:0.

Reaktion noch vor der Pause

Doppelt bitter: Kurz zuvor vergibt Miguel Ferreira die beste Murianer Torchance, als er aus zentraler Position den Ball deutlich über die Latte zimmert. Muri zeigt in dieser Partie zwar Moral, tut sich aber auf dem holprigen Rasen sehr schwer und begeht viele Fehler. «Ich habe meinen Spielern gesagt, dass dies ein Kampfspiel wird, bei dem wir nicht mit technischen Finessen glänzen können. Diesen Kampf hat die Mannschaft in meinen Augen gut angenommen», so der Trainer.

Tatsächlich können die Klosterdörfler auch den Rückschlag des Gegentors schnell wegstecken und schaffen noch vor der Pause den Ausgleich zum 1:1. Ähnlich wie bei der vorangegangenen Grosschance kommt der Ball von rechts in den Strafraum, wo Rafael Freitas nur noch regelwidrig am Torschuss gehindert werden kann. Den fälligen Strafstoss verwandelt Ernes Paden in der 43. Minute souverän.

Nach dem Pausentee entwickelt sich eine offene Partie mit Möglichkeiten auf beiden Seiten, wobei sich die Klosterdörfler sogar ein leichtes Chancenplus erspielen. Beide Mannschaften operieren nun mit langen Bällen, die Stürmer werden steil geschickt und die Offside-Falle schnappt regelmässig zu. Am meisten Torgefahr entsteht noch bei Standards, doch sowohl bei den Eckbällen als auch bei indirekten Freistössen pflücken die beiden Torhüter die Bälle jeweils souverän vom Himmel.

In dieser Phase müsste der Führungstreffer für die Gäste fallen. Sie rackern im Mittelfeld, verteidigen leidenschaftlich und versuchen vieles, um zum Torerfolg zu kommen. Allein die Genauigkeit beim finalen Pass, die letzte Konsequenz beim Sprint in die Tiefe und das Quäntchen Glück beim Abschluss fehlen. Weder Mittelstürmer Thibault Lancry noch Abwehrrecke Belmin Mrkonja können mit ihren Aktionen Münsingens Schlussmann bezwingen.

Seltsame Flugbahn

Wer die Tore nicht macht, kassiert sie. Diese Fussballweisheit wird in der 66. Minute zur bitteren Realität für das Schlusslicht aus dem Freiamt. Wiederum ist es Ajeti, der einen Freistoss aus knapp 25 Metern losballert. Sein Sonntagsschuss fliegt ins Netz und stürzt die Murianer ins Tal der Tränen. «Dieses Tor ist absolut typisch für unsere Situation», enerviert sich Trainer Ferricchio und meint damit die seltsame Flugbahn des Balles. Denn nach dem Aufsetzen am Boden verspringt dieser merklich und landet unhaltbar unter der Querlatte des Murianer Kastens.

Diesen Tiefschlag können die Freiämter nicht mehr wegstecken. Sie versuchen zwar weiterhin Chancen zu kreieren, aber die Körpersprache ist jetzt bei fast allen Spielern eine deutlich andere und der Glaube an die Wende nicht mehr erkennbar. Münsingen hat das Momentum nun auf seiner Seite und kommt in der Schlussviertelstunde noch zu mehreren Möglichkeiten. In der 85. Minute macht der eingewechselte Joel Fuhrer den Deckel drauf und verwertet eine Hereingabe trocken zum 3:1 Schlussresultat. «Uns bleibt nur, das Positive mitzunehmen, nach vorne zu schauen und weiter an unserer Effizienz vor dem Tor zu arbeiten», sagt Luca Ferricchio zum Schluss. Bleibt zu hoffen, dass Letzteres bald gelingt, denn Schlusslicht Muri braucht dringend Punkte im Abstiegskampf.

«Pech an den Schuhen»

Der Blick auf die Tabelle lässt vermuten, dass der FC Muri ein Problem in der Defensive hat. Denn kein anderes Team musste auch nur annähernd so viele Gegentore hinnehmen wie die Freiämter. 60 Tore in 20 Partien hat Muri in dieser Saison kassiert – also genau drei pro Spiel. Da ist es natürlich schwer, überhaupt Punkte zu holen. trotz dieser Horrorstatistik ist die Offensive das aktuelle Sorgenkind des Teams. In den bisherigen vier Rückrundenpartien hat die Ferricchio-Elf noch kein einziges Tor aus dem Spiel heraus erzielt. Lediglich zwei Penalty-Tore stehen zu Buche. Was ist los mit Muris Offensivkräften? «Uns klebt aktuell das Pech an den Schuhen», sucht Stürmer Adilj Sejdiji nach Erklärungen. «Wenn du im Tabellenkeller stehst, fehlt auch die Leichtigkeit. Bälle, die normalerweise reingehen, pfeifen am Pfosten vorbei oder werden vom Verteidiger abgelenkt. Wir arbeiten hart und auch gegen Münsingen war die Teamleistung in Ordnung. Aber offensiv will uns einfach nicht viel gelingen», sagt Seidiji weiter. Da stellt sich die Frage, wie dieser Knoten gelöst werden kann. Für Sejdiji ist klar: «Es braucht jetzt einfach einmal ein Erfolgserlebnis, dann kann es plötzlich schnell gehen. Wir müssen das Glück irgendwie auf unsere Seite zwingen, und ich bin überzeugt, das wird uns schon bald gelingen.»

Hoffentlich sind seine Stürmer-Kollegen ebenso optimistisch, denn auch sie haben definitiv Nachholbedarf. Fakt ist, nur ein einziger Murianer hat in dieser Saison bislang mehr als zwei Tore erzielen können und ist damit der mit Abstand treffsicherste seines Teams: Mittelfeldspieler Ernes Paden erzielte sechs Treffer. Er ist der Penaltyschütze vom Dienst beim FC Muri.

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