«Grande Dame» tritt ab

Sie spielte in der Nationalliga A und im Schweizer Nationalteam. Nun beendet die 51-jährige Esmeralda Büchler ihre Karriere. Weil das letzte Saisonspiel spontan abgesagt ist, verschwindet Büchler klammheimlich durch die Hintertür. Der Freiämter Frauenfussball verliert seine «Grande Dame».

Auswärtsspiel in Brugg. Der FC Muri verliert mit 2:3. Zum letzten Mal taucht auf dem Matchblatt der Freiämterinnen der Name Esmeralda Büchler auf. Die Spielmacherin mit der Nummer 13 weiss in diesem Spiel aber noch nicht, dass es ihr letztes sein wird. Denn eigentlich war ihr letzter Auftritt im Heimspiel gegen Turgi geplant, doch der Gegner gibt Forfait. «Das ist schon speziell. So habe ich mich in diesem Spiel gar nicht mit dem Rücktritt auseinandergesetzt», so Büchler. Die «Grande Dame» hätte ihren Abgang anders verdient als durch die Hintertür.

Teilnahme an EM als Höhepunkt

Aufgewachsen ist sie in Kirchberg im Kanton St. Gallen. Mit neun Jahren begann sie ihre Fussballkarriere. 1987 zügelt die Familie nach Ottenbach. Esmeralda Büchler tritt dem FC Muri bei. Als sie Teil der U21-Nati wird, musste sie eine höhere Liga suchen. Jahrelang spielt sie in der Nationalliga A und zählt zu den besten Frauenfussballerinnen der 90er-Jahre. Höhepunkt ist die Teilnahme an der Europameisterschaft mit dem A-Nationalteam. «Wir sind nicht sonderlich weit gekommen, aber es war eine tolle Erfahrung.»

Der Fussball ist ihr immer sehr wichtig. Doch es gibt auch andere Dinge, die ihr Leben prägen. Noch vor ihrem 30. Lebensjahr gibt sie den Rücktritt aus dem Nationalteam. Sie heiratet, geht auf Reisen mit ihrem Mann und bringt drei Kinder zur Welt.

Der Fussball erhellt auch die dunklen Zeiten

Als ihr Mann an einem Hirntumor stirbt (vor über 20 Jahren) sind es die Familie und der Fussball, die ihr Halt geben in diesen schwierigen Zeiten. «Wenn es mir mal schlecht ging, erhellte der Fussball meinen Tag», sagt sie.

Um die Jahrtausendwende tritt Esmeralda Büchler dem FC Muri bei – und wird den Verein nie wieder verlassen. Aufgrund der Freiämter Derbys und der Zusammenarbeit im Frauenfussball zwischen Muri, Mutschellen und Bremgarten, kennt man sie in der ganzen Region – und darüber hinaus. Sie ist beliebt und gilt bis ins hohe Fussballalter als Ausnahmekönnerin. Höhepunkt beim FC Muri war der Aufstieg in die 1. Liga und die Cupfinalteilnahme 2019 (der verloren ging).

«Unendlich dankbar»

Mit 51 Jahren hat sie aber immer noch Spass am Fussball. Wie kommt das? «Ich habe es genossen, mich in einem Team zu bewegen und aktiv zu sein. Ich habe immer Energie gewonnen in den Trainings und den Spielen. Der Fussball war mein Ausgleich zum Alltag. Eine Lebensschule, für die ich unendlich dankbar bin.» Nun tritt sie ab. In einem Moment, der für sie stimmig ist. «Ich höre nicht auf, weil ich keinen Spass mehr habe. Sondern weil ich nicht mit einer Verletzung aufhören will. Ich möchte dieses gute Gefühl, das ich noch immer habe, in den Rest meines Lebens mitnehmen. Ich kann gehen und sagen, dass ich bis zum letzten Spiel grosse Freude hatte.»

«So ist Fussball, so ist das Leben»

Die Spielertrainerin, die Funktionärin, die Fussballerin, der Mensch: Esmeralda Büchler wird sehr fehlen. «Sie meinten beim FC Muri, dass ich nicht so einfach weggehen kann», lacht sie und weiss, dass sie – in welcher Form auch immer – auch in Zukunft mit dem Sport und dem Verein verbunden bleiben wird. Büchler, die Schwimmunterricht gibt und an der Schule in Ottenbach (wo sie auch wohnt) als Fussballtrainerin angestellt ist, will nun vermehrt aufs Velo steigen oder Zeit mit ihrem Partner verbringen. «Oder einfach mal nichts tun.» Doch das scheint beim Energiebündel Esmeralda Büchler eher unwahrscheinlich.

Ob es ein Abschiedsfest gibt, weiss Büchler nicht. Man munkelt etwas. «Sonst ist es eben einfach vorbei.» Und eine grosse Karriere endet klammheimlich. «So ist Fussball. So ist das Leben. Man kann nicht immer alles planen.»

Der Freiämter – Stefan Sprenger

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