Fussballfreude dank dem FC Muri

Sie sind drei grosse Fussballtalente und haben ihre Wurzeln in Muri. Die Womens-Super-League-Spielerinnen Michelle Stierli, Alayah Pilgrim und Julia Stierli gewähren Einblick in ihren Alltag.

Viel gefeiert habe sie, sagt Julia Stierli in der Talkrunde im Hotel Caspar von gestern Mittag. Am Samstag holte sie mit den Frauen des FC Zürich den Cupsieg. Sie schlugen den Grasshopper Club Zürich mit 4:1. Angesprochen darauf, dass sie eine der besten Leistungen zeigte und zu einigen Angriffen verhalf, meint die 25-Jährige bescheiden: «Als Innenverteidigerin läutet man nun mal Angriffe ein. Das ist unser Job.»

Es ist der 15. Cupsieg der Vereinsgeschichte und der 5. für die Murianerin. «Das hier war der speziellste», sagt Julia Stierli. «Wir durften vor einer Rekordkulisse gewinnen und erstmals wurden wir Frauen auch von der Südkurve unterstützt.» Der Match sei für den Frauenfussball eine tolle Werbung gewesen. Das sehen auch ihre Fussballkolleginnen Alayah Pilgrim (FC Basel) und Michelle Stierli (FC Aarau) so.

Schöne Entwicklung des Frauenfussballs

«In den letzten Jahren hat sich im Bereich der Werbung für den Frauenfussball einiges getan. Diese Entwicklung ist schön», meint Julia Stierli. Alayah Pilgrim fügt hinzu: «Wir sind aber noch nicht da, wo sie hinsollte.» Ihre Fussballkarrieren haben die drei Freiämterinnen beim FC Muri angefangen. Noch heute spüren sie eine enge Verbindung zu ihrem Heimatdorf und dessen Fussballverein. Dass sie dort sind, wo sie sich heute in ihrer Karriere befinden, habe sicherlich etwas damit zu tun, dass sie im FC Muri in jungen Jahren gefördert wurden. «Sie haben uns die Freude am Fussball vermittelt», sind sich die drei Fussballtalente einig.


«Sonst wäre ich Ballett-Tänzerin»

Frauenfussball im Fokus der Veranstaltung des Gönnervereins FC Muri Club 50

Julia Stierli, Alayah Pilgrim und Michelle Stierli haben viele Gemeinsamkeiten. Alle drei stammen aus Muri und alle drei sind Women’s-Super-League-Spielerinnen. Die Spitzensportlerinnen kehrten gemeinsam in die Heimat zurück, um über die Entwicklung im Frauenfussball, ihren Alltag und ihre Ziele zu erzählen.

Ihre ersten Schritte im Fussball haben sie beim FC Muri gewagt. Es war sowohl der erste Verein für Julia und ihre Cousine Michelle Stierli als auch für Alayah Pilgrim. Heute spielen sie beim FC Aarau (Michelle Stierli), FC Basel (Alayah Pilgrim) und FC Zürich (Julia Stierli). Trotzdem spüren die drei Frauen nach wie vor eine starke Verbundenheit zum FC Muri. «Der erste Verein ist immer wichtig», bringt es die frischgebackene Cupsiegerin Julia Stierli auf den Punkt. Der erste Verein sei der Schlüssel für die Freude an einer Sportart. «Hätte der FC Muri mir nicht die Freude an diesem Sport vermittelt, wäre ich vielleicht Ballett-Tänzerin anstatt Fussballerin geworden.» Es waren offene Worte, die die Women’s-Super-League-Spielerinnen im Fussball-Talk mit Moderator und Sportredaktor dieser Zeitung, Stefan Sprenger, wählten.

Gute Förderung vom FC Muri gespürt

Ist der FC Muri eine Talentschmiede? «Ich denke, es war Zufall, dass gleich drei Spielerinnen aus dem Verein den Sprung in die Women’s Super League schafften», meint die 24-jährige Michelle Stierli. Doch es habe sicher damit zu tun, dass sie in jungen Jahren gut gefördert wurden. «Sie haben unser Talent gesehen und haben uns mit den Jungs spielen lassen. Das hat uns weitergebracht.» Dies sieht auch Julia Stierli so. «Sepp Bütler hat bei den E-Junioren den Grundstein dafür gelegt. Es wurde auf uns Mädchen gesetzt und wir durften spielen.» Alayah Pilgrim ergänzt: «Spielt man mit Jungs im gleichen Kader, profitiert man extrem.» Alayah Pilgrim sei bei den Jungs die Beste gewesen. «Das weiss ich nicht», meint die 19-Jährige bescheiden. «Ich weiss, dass ich mithalten konnte, bis ich 15 Jahre alt war. Danach sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen einfach zu gross.» Apropos Unterschiede. Nervt der Vergleich zwischen Frauen- und Männerfussball die drei Ausnahmetalente? «Man darf sie nicht direkt miteinander vergleichen. Die Voraussetzungen im Frauenfussball liegen anders als im Männerfussball», ist Michelle Stierli überzeugt. Trotzdem finden die Murianerinnen, dass es die gleiche Sportart ist und der Frauenfussball nicht abgewertet werden darf.

Frauenfussball noch mehr pushen

Was in der Schweiz jedoch noch allzu oft passiert. Zwar bekomme der Frauenfussball etwas mehr Anerkennung. «Doch es geht noch mehr», meinen die drei Fussballerinnen. Anders als im Ausland ist es in der Schweiz nach wie vor noch so, dass man im Frauenfussball nicht so viel verdient. Alle drei gehen neben ihrer Karriere auf dem Fussballplatz einer anderen Arbeit oder einem Studium nach. Alayah Pilgrim verdient mehr Geld mit Social Media als mit Frauenfussball. Es sei aber auch ein guter Weg, um den Frauenfussball zu vermarkten und mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. «Es ist wichtig, dass man in diesem Bereich noch mehr macht, damit der Frauenfussball einen höheren Stellenwert bekommt.» Die Wirtschaft sei zwar schon dran, es läge meist auch an den Vereinen selber, die die Frauenabteilung ihres Vereins nicht einbeziehen. «Die Fussballspielerinnen müssten mehr integriert werden. Zum Beispiel in Werbeaktionen.»

Dass das Handling von Fussball, Training, Beruf und Privatleben nicht immer einfach ist, daraus machen sie keinen Hehl. Neben ihrem Social-Media-Business arbeitet Pilgrim in einem kleinen Pensum als Fachangestellte Gesundheit. Michelle Stierli studiert Medizin und Julia Stierli studiert Physiotherapie.

Zukunft im Ausland?

Beim Fussballtalk im Hotel Caspar blicken die drei Fussballerinnen auch in die Zukunft. Für Michelle Stierli, die sich vor zwei Wochen einen Kreuzbandriss zuzog, ist eine gute Reha nun das Wichtigste. «Noch einmal auf den Rasen zurückkommen und spielen. Was danach kommt, halte ich mir noch offen», sagt sie. Nächstes Jahr beginnt in ihrem Studium die Praktikumszeit. Alayah Pilgrim steht am Anfang ihrer Karriere. Ihr Ziel ist klar, im Ausland zu spielen und den Sprung in die Nati A zu schaffen. Verhandlungen mit Vereinen im Ausland laufen. Mehr möchte sie nicht verraten. «Nur, sollte ich ins Ausland wechseln, ist es mein Ziel, mein Zuhause Muri so oft es geht zu besuchen», meint die FC-Basel-Spielerin lächelnd.

Für Julia Stierli steht mit der EM ein weiteres Highlight auf dem Radar. «Mein Ziel ist es, dabei zu sein.» Die Auslandfrage stehe für sie vorerst nicht zur Debatte. «Mal schauen, was nach dem Studium geht.» Über ein Karriereende hat sie sich noch keine Gedanken gemacht. Dafür sei sie mit 25 Jahren noch zu jung. Aber sie könnte sich vorstellen, ihrem Heimverein, dem FC Muri, etwas zurückzugeben. Ob als Spielerin, Trainerin oder Funktionärin sei noch dahingestellt. «Auf jeden Fall wird aus mir keine Ballett-Tänzerin mehr», scherzt sie.

Der Freiämter – Sabrina Salm

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