Ein Freiämter gegen Muri

Er lebt und arbeitet im Freiamt. Als Fussballtrainer ist Sergio Colacino allerdings für den FC Wettswil-Bonstetten tätig. Morgen Samstag empfängt er mit seinem Verein seinen Ex-Club aus Muri. Er spricht über das Duell gegen die Klosterdörfler und seinen Kollegen Luca Ferricchio.

Als der FC Muri einen neuen Trainer sucht, erhalten sie von Sergio Colacino einen Tipp. Er empfiehlt ihnen Luca Ferricchio, mit dem er bei YF Juventus Zürich und dem SC Kriens gemeinsam gespielt hat. «Ich dachte mir, dass er abgesehen von seiner Kompetenz auch menschlich zu Muri passen würde.» Nun ist Ferricchio als Muri-Trainer morgen Samstag in der Cupqualifikation bei Colacino und dem FC Wettswil-Bonstetten zu Gast.

«Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wäre ich lieber nicht auf Muri getroffen», sagt Colacino. Er hat selbst über 80 Partien im Trikot der Klosterdörf ler absolviert. «Es war eine schöne Zeit. Aber es ist länger her. Im Kader ist niemand, mit dem ich noch gemeinsam auf dem Platz stand. Aber es wird wegen Luca ein besonderes Spiel. Schön, dass wir uns mal so begegnen können. Als Gegner an der Seitenlinie.»

Wollen wieder einen grossen Gegner

Colacino lebt in Wohlen, wo er auch als Sekundarlehrer im Junkholzschulhaus arbeitet. Neben dem FC Muri war er im Freiamt auch für den FC Wohlen aktiv (über 100 Spiele). Dazu war der FC Mutschellen seine erste Trainerstation, bevor es zu seinem jetzigen Club ging, dem FC Wettswil-Bonstetten.

Er trainiert die Zürcher seit Beginn der Saison 2022/23. In dieser Zeit konnte er mit dem Verein im Cup gegen den Grasshopper Club Zürich und den FC Winterthur spielen. «Es ist klar, dass wir wieder in den Cup und dazu den FC Muri bezwingen wollen.» In der Meisterschaft läuft es noch nicht so, wie sich der Trainer das vorstellt. Vergangene Saison verpasste das Team mit dem 4. Rang knapp die Aufstiegsspiele zur Promotion League. Momentan stehen sie aber nur auf Rang 11. «Das Ziel des Vereins ist, vorne mitzuspielen. Für die Vereinsphilosophie ist wichtig, dass die Spieler eine regionale Verbundenheit haben. Es geht nicht darum, mit Geld kurzfristig etwas zu erzwingen. Die Spieler sollen sich langfristig an den Verein binden wollen.»

Wettswil-Bonstetten: Ein familiärer Verein

In seinem Team sind aber nicht nur Spieler aus der Region Wettswil-Bonstetten. Mit Goalie Luca Thaler und Abwehrspieler Yannick Waser hat Colacino zwei Wohler im Team. Dazu kommt der Zufiker Luca Studer, der früher auch im Nachwuchs des FC Wohlen war. «Sie waren alle schon früher bei Wettswil-Bonstetten, sind zwischendurch gegangen und haben dann den Weg zurück gefunden. Die Atmosphäre im Verein ist sehr familiär. Das sieht man daran, dass sich die Spieler auch abseits des Platzes engagieren.»

Er ist froh um die Freiämter Spieler in seiner Mannschaft, weil sie fussballerisch und menschlich sehr viel Qualität mitbringen. «Aber im Verein hätte ich mich auch ohne sie integrieren können. Es ist nicht so, dass wir ein Wohler Grüppchen auf der einen Seite haben und den Rest auf der anderen. Es ziehen alle am selben Strang.»

Familie und Beruf stehen über Fussball

Klingt so, als würde er sich sehr wohl fühlen bei Wettswil-Bonstetten. Ein Engagement in einer höheren Liga ist für ihn jedenfalls keine Option. «Ich mag meinen Beruf als Lehrer und ich bin Familienvater. Die 1. Liga classic ist schon mit viel Aufwand verbunden. Mehr dürfte es nicht sein, damit ich alles in Einklang bringen kann. Ich strebe also keine Karriere als Profitrainer an.»

Um mehr Zeit für Familie und Beruf zu haben, wäre es aber sicher nicht von Nachteil, wenn er in der Nähe Trainer wäre. Wären Engagements bei Muri oder Wohlen in Zukunft denkbar? «Darüber mache ich mir keine Gedanken, weil ich bei Wettswil-Bonstetten ein einzigartiges Team habe und mir die Vereinsphilosophie absolut zusagt. Mit Piu beim FC Wohlen und Luca Ferricchio beim FC Muri sind zwei gute Freunde von mir aktuell Trainer bei diesen Vereinen. Nach Wettswil-Bonstetten fahre ich auch nicht viel länger als vorher beim FC Mutschellen. Und aktuell plane ich, was den Fussball betrifft, auch nicht weit voraus. Ich bespreche alles vorher mit meiner Familie und stimme es auf sie ab.» Momentan liegt sein Fokus auf der laufenden Meisterschaft und dem Cup. Vor allem auf dem Spiel morgen Samstag gegen Muri.

Colacino hat sich vorbereitet und die letzten beide Spiele der Freiämter gegen den FC Emmenbrücke und den FC Solothurn gesehen. «Muri kann ein gefährlicher Gegner sein. Gegen Emmenbrücke waren sie das bessere Team und hätten gewinnen müssen. In beiden Spielen fehlen Details. Es sind wenige kleine Fehler, die sie um den Lohn bringen. Sie zu unterschätzen würde böse enden. Wir werden aber nicht blauäugig in das Spiel gehen.»


Vorfreude und Kampfgeist

Muri-Trainer Luca Ferricchio vor dem Cup-Quali-Spiel

Muri-Trainer Luca Ferricchio spricht in höchsten Tönen von Sergio Colacino. «Ich freue mich sehr, ihn wiederzusehen. Er ist ein Supertyp. Sympathisch und witzig. In unserer gemeinsamen Zeit als Fussballer hat er immer zu den jüngeren Spielern geschaut, hat ihnen geholfen. Ich schätze ihn sehr, als Fussballer und als Menschen.»

Der Coach der Freiämter sagt aber, dass er sich weniger auf Colacinos Team freut. Er stuft Wettswil-Bonstetten als abgeklärte und erfahrene Mannschaft ein. Aber er gibt sich auch kämpferisch. «Wir wollen unsere bestmögliche Leistung abrufen und in die nächste Runde einziehen.» Hoffnung gibt ihm die Personalsituation, die sich bei Muri deutlich entspannt. Für das Spiel gegen die Zürcher sind Lulzim Aliu und Miguel Ferreira noch fraglich. Guy-Roger Eschmann, Jennys Hügi, Thibault Lancry, Tom Singenberger und Rafael Freitas Ferreira sind dafür alle wieder zurück. Marko Bicvic, Laze Stojkovski und Nikola Maksimovic sind wieder ins Training eingestiegen und könnten ebenfalls Optionen für die Partie gegen Wettswil-Bonstetten sein. «Sergio ist ein guter Kollege von mir. Aber in diesem Spiel will ich ihn ganz klar besiegen», so Ferricchio.

Der Sieger dieses Duells trifft in der 2. Cup-Qualifikations-Runde im kommenden März auf den Sieger des Spiels zwischen Concordia Basel und dem FC Rotkreuz.

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