Der Zauberfloh – Ferreira will den Leader ärgern

Meisterschaft, 2. Liga interregional

Der FC Muri empfängt am Samstag (18 Uhr) den Tabellenführer Lachen/ Altendorf. Im Fokus wird dabei der Mittelfeld-Zauberfloh des FC Muri stehen: Miguel Ferreira. Nach seinen fünf Toren in den ersten sechs Spielen zählt der 22-Jährige zu den absoluten Leistungsträgern. Der Portugiese, der in Rottenschwil aufwuchs, hat mit seinem Stammverein FC Muri noch einiges vor.

Fünf Tore in sechs Spielen. Beim FC Muri blüht Miguel Ferreira so richtig auf. Der portugiesische Zauberfloh, der bei GC und dem FC Wohlen fussballerisch gross wurde, hat mit dem FC Muri noch viel vor.

Wir schreiben das Jahr 2000. Joao Miguel Ferreira Leite ist gerade mal zwei Jahre alt. Er berührt erstmals in seinem jungen Leben Schweizer Boden. Geboren im klangvollen portugiesischen Dorf «Vo e Aliviada Marco Canaveses» wohnt er fortan in Rottenschwil. Seine Grosseltern lebten bereits einige Jahrzehnte im Freiämter Dorf an der Reuss. «Sie suchten in der Schweiz ein besseres Leben und haben es gefunden», erzählt der heute 22-Jährige.

Von Rottenschwil nach Wohlen

Der Grossvater arbeitete damals in der Verzinkerei in Unterlunkhofen, die Grossmutter in einer Wäscherei in Jonen. Portugiesen sind bekannt für ihre fleissige Schaffenskraft – so auch die Ferreiras. Als die Eltern im Jahr 2000 ins Freiamt kommen, integrieren sie sich ebenfalls bestens. Der Vater ist heute bei der Swisspor in Boswil als Maschinenführer tätig, die Mutter bei der SUVA in Berikon als Raumpflegerin. «Unsere Familie hat in der Schweiz eine neue Heimat gefunden», so Miguel Ferreira. Um das Arbeitspalmares der Familie Ferreira zu vervollständigen: Miguel Ferreira macht die Lehre als Logistiker bei Planzer in Villmergen, wo er auch heute noch arbeitet. Lange Zeit träumte er aber von einer Karriere als Profifussballer.

Er ist sieben Jahre alt, als er beim FC Muri mit dem Fussballspielen beginnt. Mit 12 Jahren entdecken einige Clubs sein grosses Talent. Wohlen, Aarau und GC möchten ihn haben. Er entscheidet sich für Niederhasli und spielt von der U13 bis in die U16 bei den Grasshoppers. Eine Karriere als Profifussballer scheint möglich. «Doch es passte bei GC nicht mehr und ich setzte den Fussball nicht an die erste Stelle», erzählt er heute.

Physische Defizite macht er mit Technik wett

Bodenständig, wie Schweizer und auch Portugiesen so sind, ist die Ausbildung wichtiger. Mit 16 Jahren startet er die Lehre, zügelt mit der Familie nach Wohlen und ist fortan beim FC Wohlen. Nach einem Jahr bei den A-Junioren folgen drei Jahre bei der U23. Miguel Ferreira durfte dabei im Challenge-League-Training mitmachen. «Nur einmal», sagt er lächelnd. Und doch spürt man leichte Enttäuschung, dass es nicht für mehr reichte. «Damals hätte ich gerne den Sprung in die erste Mannschaft geschafft, doch es klappte nicht. Kein Trainer hat auf mich gesetzt, und der Sprung in die Challenge League wäre wohl auch zu hoch gewesen für mich.» Immerhin: 2018/19 spielt er dafür regelmässig in der 1. Liga Promotion beim FC Wohlen.

Dort knüpft Ferreira auch ein dickes Band mit FCW-Trainer Piu. Jener Piu, der ihn nach einer Saison beim FC Dietikon wieder ins Freiamt holt. «Piu war der wichtigste Faktor, dass ich zum FC Muri gehe. Er setzt auf mich, er kennt meine Qualitäten und gibt mir Selbstvertrauen», so Ferreira. Er schätzt am Trainer auch, dass ihm der Teamgeist enorm wichtig ist. «Beim FC Muri herrscht eine positive und gesunde Atmosphäre. Es gibt keinerlei Spannungen im zwischenmenschlichen Bereich, das habe ich so in keinem Team erlebt». Harmonie pur auf der Brühl, «trotzdem geht es im Training zur Sache», so Ferreira.

Ferreira, der oft mit dem Familienhund spazieren geht (eine französische Bulldogge) und viel Zeit mit seiner Freundin aus Fahrwangen verbringt, fühlt sich jedenfalls pudelwohl in Muri. Das widerspiegelt sich in den Leistungen des Mittelfeldspielers. Er schoss fünf Tore in sechs Spielen. Ferreira ist ein Leistungsträger. «Migu», wie er genannt wird, hat eine Spielübersicht wie ein Adler und eine brillante Technik. Ein kleiner portugiesischer Zauberfloh. Seine Schwachstellen liegen im körperlichen Bereich. Mit 1,74 m Körpergrösse und 66 kg ist er den Gegenspielern physisch unterlegen. Trotzdem zeigt er bislang die beste Saison seiner Karriere. Wieso? «Ich geniesse mehr Freiheiten als in anderen Teams zuvor.» Und das hat natürlich auch mit dem Trainer zu tun. «Und ich wurde bestens aufgenommen im Team.»

Team der Stunde kommt

Der FC Muri hat nach sechs Spielen eine ausgeglichene Bilanz. Drei Siege, drei Pleiten. Elf Tore geschossen, elf Tore kassiert. Ferreira drückt es elegant aus: «Wir haben Qualität, doch können diese nicht immer in Resultate umwandeln.» Am Samstag (18 Uhr) kommt der Leader auf die Brühl. Die Klosterdörfler treffen auf den FC Lachen /Altendorf, das Team der Stunde. Alle fünf Spiele konnten die Schwyzer gewinnen. 18 Tore wurden erzielt, nur sechs erhalten. Muri ist der Aussenseiter. Dazu sagt Ferreira: «Gegen starke Teams sehen wir meist gut aus. Ich glaube, wir können gegen den Tabellenführer bestehen. Erst recht, weil wir zu Hause spielen. Einfach wird es aber nicht.» Es wäre aber an der Zeit, die Siegesserie des FC Lachen /Altendorf zu beenden «und selber eine Serie zu starten». Denn: Der FC Muri – momentan auf dem 6. Rang – will mehr. Ferreira meint: «Wir wollen um die vorderen Plätze mitspielen. Und irgendwann – ohne es zu überstürzen – muss der Aufstieg das Ziel sein.» Mit dem Traum vom Profifussball hat der Portugiese abgeschlossen. «Spass und Freude sind mir wichtiger, und das habe ich in Muri. Sollte es doch reichen, um in einer höheren Liga zu spielen – wieso nicht?» Am liebsten natürlich gleich mit dem FC Muri. «Das wäre eine schöne Sache.» Dafür braucht es aber auch Überraschungscoups der Murianer Kicker. Beispielsweise gegen den Favoriten und Tabellenführer im Heimspiel morgen Samstag. Der Zauberfloh ist jedenfalls bereit, sein sechstes Tor zu schiessen.

Der Freiämter – Stefan Sprenger

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