Das perfekte Drehbuch

Es ging um alles in diesem letzten Heimspiel der Saison. Es war der letzte Auftritt von Sandro Streuli vor Heimpublikum. Ein Sieg sichert den Murianern vorzeitig den Klassenerhalt. Die Fans erleben viel mehr, sie sehen die ganze Packung Fussball: Rote Karte, Penalty, sechs Tore.

Schlagermusik dröhnt aus der Umkleidekabine. Ein Jubel hier. Ein Aufschrei da. Gesänge mittendrin. Muri sichert sich den Ligaerhalt: 4:2 gegen die punktgleichen Blue Stars. Was für ein Spiel für Sandro Streuli. «Erleichtert» fühlt sich der 34-Jährige, «Ruhe vor dem letzten Spiel zu haben, war wichtig. Nun wissen wir, dass der Ligaerhalt ‹safe› ist. Ein super Abschluss im letzten Heimspiel. Jetzt freue ich mich, noch einmal etwas zu trinken und zu feiern mit den Jungs.»

Streuli hat beeindruckende elf Jahre in Muri erlebt. 142 Spiele hat er zusammen mit Captain Michael Hohl bestritten. Gegen die Blue Stars steht Streuli mit seinem Captain nochmals in der Startelf. Und erlebt ein Drehbuch, «das man besser nicht hätte schreiben können», wie Trainer Piu nach dem Spiel sagt.

71. Minute: Penalty für den FC Muri. Normalerweise eine Sache für Simone Parente. Nicht an diesem Samstag. Sandro Streuli nimmt sich den Ball. Läuft an. Schiesst scharf in die linke untere Ecke. Trifft. 3:1. Der Sonnyboy strahlt noch einmal übers ganze Gesicht. Soeben hat er Muri entscheidend in Richtung Ligaerhalt geschossen. Und es kommt noch besser für die Murianer. Neun Minuten später trifft Loris Völker, eben erst eingewechselt, zum 4:1 und zur Vorentscheidung. Dachten alle.

Zündstoff zum Ende dank Roter Karte

Keine drei Minuten später wehrt Goalie Yanick Hofer den Ball ausserhalb des Strafraums regelwidrig ab und verhindert eine klare Torchance – Rote Karte. Aufregung auf der Murianer Bank. Plötzlich ist wieder Zündstoff drin in dieser Partie. Und die Blue Stars machen denn auch tatsächlich etwas aus diesem Freistoss – nur noch 4:2 (85.). Streuli erlebt dies bereits von der Bank aus. Unter Szenenapplaus tritt er kurz zuvor endgültig vom Murianer Rasen. Die Aufregung ist gross in den letzten Minuten, es geht hin und her. Die Blue Stars, trainiert von Leonel Romero, einem Altbekannten im Freiamt, der jahrelang beim FC Wohlen in der Challenge League gespielt hat, versuchen es nochmals, Muri kontert. Doch Tore fallen keine mehr.

Muri macht das Spiel, Blue Stars treffen

Piu sichert den Murianern vorzeitig den Ligaerhalt, wenn auch der Start harzig war. «Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht. Denn wir sind gut ins Spiel gekommen, haben Chancen gehabt», sagt der Trainer. Doch das erste Tor machte Albion Krasniqi von den Blue Stars (22.). «Aus einer Unkonzentriertheit heraus haben wir dieses Tor erhalten, weil wir gepennt haben», spricht Piu klare Worte. Dabei waren es die Murianer, die zu Beginn Druck machten. Simone Parente (2.) und Michael Hohl (5.) hatten tolle Chancen, diesem Spiel gleich zu Beginn die Richtung vorzugeben – doch beide schiessen den Ball jeweils knapp über die Latte. «Zum Glück sind wir nicht zusammengebrochen nach dem Gegentor. Die Chancen waren da. Aber der letzte Wille fehlte in Hälfte eins. Erfreulicherweise haben die Jungs es gut umgesetzt in Hälfte zwei», war Piu stolz. Noch in der ersten Hälfte bringt Captain Hohl die Murianer ins Spiel zurück (36.).

Euphorisch in Klingnau die Saison beenden

Dank deutlich mehr Entschlossenheit in Hälfte zwei kann Muri im letzten Spiel gegen Klingnau nun befreit aufspielen – der Ligaerhalt ist gesichert. Etwas, das eigentlich schon viel früher hätte sein sollen. «Wenn ich das Wort Klassenerhalt in den Mund nehmen muss mit dieser Mannschaft, dann ist das schade», so Piu. Auch weil die Murianer Verletzungspech hatten, liefs diese Saison nicht immer nach Plan. «Nun wollen wir auch in Klingnau drei Punkte holen und die Euphorie in die nächste Saison mitnehmen», sagt Piu.

Die Mannschaft bleibt dabei fast komplett zusammen, darauf kann der Trainer aufbauen. Nur einer geht, endgültig. Nach knapp 250 Spielen für den FC Muri beendet Sandro Streuli seine Fussballkarriere am kommenden Wochenende in Klingnau.

Simon Huwiler – der Freiämter

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