«Das macht mich wahnsinnig»

Eigentlich würden die Arbeiten für den neuen Kunstrasen im Stadion Brühl schon laufen. Doch eine Einsprache verhindert dies – und sorgt für viel Unmut. - Das Kunstrasen-Märchen verkommt immer mehr zu einem Albtraum. Erich Probst legt Einsprache ein und verhindert so den Baustart. Dies sorgt beim FC Muri (wo Probst zwei Jahre Präsident war) für heftiges Kopfschütteln. Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger zeigt sich gewohnt diplomatisch.

2018 wurde der Kredit für einen Kunstrasenplatz im Gebiet Bachmatten und für ein Garderobengebäude bewilligt. Damals rechnete noch niemand mit solch einer langwierigen Geschichte. Als im letzten Jahr an der Gemeindeversammlung der Wechsel von den Bachmatten ins Brühl erfolgte, sagte der zuständige Gemeinderat Beat Küng: «Jetzt wollen wir das letzte Kapitel dieses Krimis schreiben und in einem Jahr soll es zum Happy End kommen.» Dieses Happy End bleibt (vorerst) aus.

Dieselben Argumente wie 2020

Eigentlich wollte man vor wenigen Wochen mit den Bauarbeiten beginnen. Doch es gab eine Einsprache. Es handelt sich um Erich Probst, der sich schon an der Gemeindeversammlung 2020 offenkundig gegen dieses Projekt aussprach. Der Ex-Präsident des FC Muri und frühere Gemeindeschreiber Probst hat heute dieselben Argumente wie damals. Ursprünglich war der neue Kunstrasen im Gebiet der Bachmatten geplant. «Gestützt auf einen seit dem Jahr 2013 vorliegenden Schlussbericht wurden rund 30 000 m2 für die Sportstättenplanung Bachmatten eingezont und für 2 Millionen Franken von der Gemeinde gekauft. Aufgrund des angeblich ungeeigneten Untergrundes wechselte man trotz rechtskräftigem Gemeindeversammlungsbeschluss auf das Hauptfeld des Brühl-Stadions.»

«Gemeinderat erteilt sich selber die Baubewilligung»

Dies stösst Probst sauer auf. Er erklärt: «Den Naturrasen zu zerstören, macht keinen Sinn. Der Kunstrasen wäre in der Hochwassergefahrenzone 1. Das hat der Gemeinderat eventuell sogar erst im Mai 2021 realisiert.» Und Probst (der heute als Gemeindeschreiber in Hendschiken arbeitet) findet, «dass es ausgeschlossen ist, zusätzlich zu den Fussballspielen Events auf dem Kunstrasenfeld durch den Gemeinderat bewilligen zu lassen». Dazu Probst: «Einerseits will man das Spielfeld für 165 000 Franken einhagen und vor Beschädigung schützen. Anderseits soll es darauf aber Grossevents geben? Das geht nicht, weil direkt angrenzend und in der noch nicht überbauten Zone Brühl Wohngebiete sind», so Probst.

An der Gemeindeversammlung 2020 stellte er einen Rückweisungsantrag – und scheiterte deutlich. Der frühere Gemeindeschreiber (1996 bis 2019), der sich bestens mit dem «Fall Kunstrasen» auskennt, nimmt mit dieser Einsprache die im August 2020 erwähnten Argumente erneut auf. Er nimmt somit einen neuerlichen Anlauf, um den Kunstrasen doch noch auf den Bachmatten zu platzieren. «Der Gemeinderat als Vertreter der Gemeinde Muri erteilt sich selber eine Baubewilligung. Das ist zwar zulässig. Dann soll er aber auch entsprechend sorgfältig vorgehen. Bei jedem anderen Bauherrn heisst es null Toleranz. Also müssen das jetzt andere Instanzen begutachten», so Probst.

Für sein Anliegen ist er bereit, allenfalls bis vors Verwaltungsgericht zu gehen. «Ich ziehe das durch», so Probst. Der FC Muri habe im Moment perfekt bespielbare grüne Rasenfelder. «Es eilt somit nicht, die noch offenen Fragen durch eine höhere Instanz beurteilen zu lassen.»

Auf der Gemeinde in Muri nimmt man die Einsprache ernst. Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger zeigt sich diplomatisch. «Man hat an der letzten Gemeindeversammlung gemerkt, dass Erich Probst gegen dieses Projekt auf dem Hauptfeld ist. Insofern kommt die Einsprache nicht überraschend.» Es sei sein Recht und er habe im Rahmen des Baugesuchsverfahrens davon gebraucht gemacht, Einsprache zu erheben. «Ich kenne Erich Probst gut und weiss, dass er auch unpopuläre und unbequeme Wege gehen kann. Er steht für seine Meinung ein. Und das meine ich durchaus positiv.» Dass die Kunstrasen-Geschichte in eine Verlängerung geht, freut den Gemeindepräsidenten nicht, «aber so ist unser Gesetz und das gilt es zu respektieren».

Weber: «Völlig unverständlich»

Nicht ganz so diplomatisch wie der Gemeindepräsident zeigt man sich beim FC Muri. Vom Präsidenten Michael Stadelmann gibt es nur Kopfschütteln. Er verweist auf Vizepräsident Maurus Weber, der sich bestens mit dem Projekt – und mit Erich Probst – auskennt. «Probst kann es nach wie vor nicht ertragen, dass man den Kunstrasen nicht bei den Bachmatten baut. Für uns ist seine Einsprache völlig unverständlich. Als Ex-Präsident des Vereins hätten wir von ihm ein anderes Verhalten gewünscht», so Weber. Probst sei «ein schlechter Verlierer», weil er an der «Gmeind» im letzten Jahr schon scheiterte – und jetzt wieder einen Anlauf nimmt. «Es geht nur um sein Ego. Er hat verloren und kann es nicht akzeptieren. Es zeugt von grosser Sturheit», so Weber, der aber trotz den harschen Worten sagt, dass er auch heute noch «jederzeit mit Probst ein Bierchen trinken könnte und mit ihm diskutieren kann».

Der FC Muri muss nun seinen Spielund Trainingsbetrieb neu aufgleisen. Leidtragende sind die Fussballer – ob jung oder alt. Der neue Kunstrasen hätte für eine Entschärfung der Platzsituation gesorgt. Zudem war der Verein schon in Planung der Spielverschiebungen im Herbst, die der Kunstrasenbau nach sich gezogen hätte. Auch das muss nun warten. «Wir können nichts machen ausser zusehen und warten. Wir sind machtlos», so Weber.

«Ich bin kein Querulant»

Wenn Probst seine Einsprache bis vors Verwaltungsgericht zieht, dann kann es schlimmstenfalls mehrere Jahre dauern, bis der Kunstrasen steht. Der Standort bleibt für die Gemeinde und den FC Muri weiterhin klar und deutlich: auf dem Hauptfeld im Stadion Brühl. Erich Probst sieht das aber nach wie vor anders und will für sein Recht kämpfen. «Ich bin kein Querulant, aber es gibt Dinge, die mich stören», sagt Probst. Der Krimi um den Kunstrasen geht in die nächste Runde. Ein Happy End ist nicht in Sicht.


Das Projekt

Die Geschichte des Kunstrasenprojekts

An der «Gmeind» 2018 wurde der Kredit von rund 2,6 Millionen Franken für einen Kunstrasenplatz im Gebiet Bachmatten und für ein Garderobengebäude vom Stimmvolk bewilligt. Im Laufe des Baubewilligungsverfahrens wurde eine genauere Untersuchung des Baugrundes angeordnet. Sowohl die Altlasten als auch die Torfvorkommen im Gebiet bargen die Wahrscheinlichkeit von nachträglichen Setzungen. Mindestens 1,3 Millionen Franken Mehrkosten wären baugrundbedingt auf die Gemeinde zugekommen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis erachtete der Gemeinderat als zu hoch. Eine neue Variante musste her. Und diese haben die Verantwortlichen im Feld 1, also im Stadion Brühl, gefunden. Das vom Gemeinderat in Absprache mit dem FC in Auftrag gegebene neue Projekt beurteilt das Feld 1 als am zweckdienlichsten.

Der Kunstrasenplatz beim Stadion könne sowohl für Trainingszwecke als auch für Spiele genutzt werden. Ausserdem lasse die Lage und Grösse auch eine «fussballfremde» Nutzung, beispielsweise für Sport- oder Kulturanlässe, zu. Im Kredit in der Höhe von 2,1 Millionen Franken ist auch eine Umzäunung von Feld 1 und 2 vorgesehen. Im August 2020 stimmte dann der Souverän klar dem Projekt zu. –red


Das sagt der Experte

Andy Wyder, Architekt der «Wyder & Frey Architekten» in Wohlen, hat reichlich Erfahrung mit dem Bau von Kunstrasen. Als Ex-Präsident des FC Wohlen hat er diesbezüglich jahrelang Erfahrung – auch in den Niedermatten – gesammelt. Wyder ist Auftragnehmer der Gemeinde Muri und kennt das Projekt bestens.

«Es gibt gute Gründe»

Auf Anfrage erklärt Wyder: «Es gibt gute Gründe, wieso man auf einen alternativen Standort im Brühl ausgewichen ist. Es wurden für das Projekt in der Bachmatten vertiefte und seriöse Abklärungen gemacht, unter anderem Bodenproben mittels Baggerschlitzen mit geologischer Fachbegleitung.» Das Ergebnis: Der Untergrund ist mit Altlasten, u. a. Bauabfällen belastet und führte im Bereich des geplanten Spielfeldes auch Torfschichten. «Ein Kunstrasenbau ist dort problematisch und verursacht substanzielle Mehrkosten. Bei den Bachmatten wäre ein Kunstrasen mit vielen Fragezeichen verbunden gewesen. Deshalb war es legitim und weitsichtig, dass die Gemeinde und der Verein nach anderen Lösungen suchten», so Wyder. Der Hauptplatz beim Brühl «eignet sich bestens», so Wyder.

Stefan Sprenger – Der Freiämter

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