Die Minuten kurz vor der Pause sind die Horror-Phase des FC Muri. Wie schon bei der 1:4-Heimpleite gegen Emmen vor vier Wochen kassieren die Klosterdörfler kurz vor dem Seitenwechsel unnötige Gegentore. Ibach trifft in der 41. und 45. Spielminute zur 0:2-Führung. Zweimal ist die Murianer Defensive unsortiert und stellt sich in den entscheidenden Zweikämpfen ungeschickt an. Zweimal schlägt es hinter Muri-Goalie Silvano Kessler ein. Viel zu einfache Gegentore zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.
Milicaj: «Es ist unglaublich»
Zuvor zeigen die Murianer eine ansprechende Leistung und haben deutlich mehr Ballbesitz als die Gäste. Nur schafft es das Heimteam auch diesmal nicht, Kapital aus der optischen Überlegenheit zu schlagen. Zu harmlos agieren die Freiämter im letzten Drittel, auch dies nicht zum ersten Mal in dieser Saison. «Es ist unglaublich, wie wenig Aufwand unsere Gegner betreiben müssen, um Tore zu erzielen», ärgert sich Stürmer Luigi Milicaj und redet sich in Rage: «Wir hingegen brauchen 20 Versuche, um einmal gefährlich vors Tor zu kommen – das ist extrem frustrierend.» Er trifft mit dieser Aussage den Kern des Problems. Muri ist offensiv zu harmlos, der finale Pass ist häufig ungenau.
Wenn dann in der Abwehr gleichzeitig Geschenke verteilt werden und der Gegner richtiggehend zum Toreschiessen eingeladen wird, rücken Erfolgserlebnisse in weite Ferne, genauso wie der angestrebte Platz in der vorderen Tabellenhälfte. «Ich habe keine Worte mehr», sagt ein enttäuschter Captain Simone Parente nach dem Spiel. «Es ist jedes Mal dasselbe. Offenbar reichen 100 Prozent aktuell einfach nicht, also müssen wir noch mehr investieren, um endlich wieder ein Erfolgserlebnis zu bekommen.»
Muri kommt eigentlich gut ins Spiel, hat bereits in der ersten Minute eine gute Chance durch Adilj Sejdiji, die aber genauso ungenutzt bleibt wie alle weiteren in diesem Spiel. Dabei ist Ibach wirklich kein Gegner, vor dem sich die Freiämter verstecken müssten. Sie sind weder physisch noch spielerisch überlegen.
Lobbälle und Absatztricks
Einzig die Effizienz vor dem Tor ist bei den Gästen deutlich besser. In der 41. Minute verteidigen die Murianer einen Angriff der Gäste ungenügend. Anstatt den Flankenball ins Aus zu spedieren, misslingt die Kopfballabwehr gänzlich und wird zur idealen Vorlage für den mitgelaufenen Flügelstürmer Tela, der aus wenigen Metern trifft. Wieder einmal schaffen es die Hausherren nicht, nach einer ansprechenden Halbzeit ohne Gegentor in die Pause zu gehen, und es kommt noch schlimmer: Nach einem Ballverlust im Mittelfeld verlieren die Freiämter in der 45. Minute komplett den Zugriff auf die Ibacher Offensive. Die Hereingabe von rechts kullert quer durch den Strafraum, bis zum freistehenden Stürmer Qupi, der sich die Ecke aussuchen kann. Zur Pause steht es entgegen dem Spielverlauf 0:2 für Ibach.
Wie schon gegen Emmen kann das Heimteam den Schaden in der zweiten Halbzeit auch gegen die Schwyzer in Grenzen halten, doch zu mehr reicht es nicht. Der Aufbau bis in die Nähe des gegnerischen Strafraums ist ansehnlich, doch dann fehlen dem Team von Trainer Luca Ferricchio die zündenden Ideen, um Torgefahr zu erzeugen. Mit Lobbällen und Absatztricks wird versucht, eine Lücke zu finden, was beim Trainer gar nicht gut ankommt: «Diese Arroganz auf dem Platz gefällt mir nicht», wählt er deutliche Worte und sagt weiter: «In unserer Situation gibt es nur eines: arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten – für Überheblichkeit ist da überhaupt kein Platz. Ich kann so einen Auftritt nicht verstehen, und das habe ich der Mannschaft auch deutlich gemacht.» Mehr wolle und könne er nicht sagen, zu gross sei die Enttäuschung nach diesem Auftritt. Immerhin erspielt sich seine Elf in der zweiten Hälfte ein paar richtig gute Chancen, die aber allesamt knapp am Tor vorbeigehen oder vom starken Ibacher Schlussmann zunichte gemacht werden.
Exemplarisch für die Aussage des Trainers ist eine Szene in der 89. Minute: Milicaj wird im Strafraum gefällt, Penalty. Der ansonsten sichere Elfmeterschütze Ernes Paden entscheidet sich für einen lässigen Lob in die Tormitte, trifft nur die Latte und vergibt damit die Chance auf ein spätes Comeback. So steht der FC Muri am Ende erneut tor- und punktelos da, was die Situation für die Klosterdörfler nicht gemütlicher macht. Vielleicht gelingt ja ausgerechnet in den Auswärtsspielen in Locarno (Mittwoch, 20.30 Uhr) oder gegen Leader Zug (Samstag, 16 Uhr) der Befreiungsschlag?